Im Juni 2019 unternehmen Gabriel, Andi und ich eine Trekking- und Packrafttour durch die Brooksrange. Ich habe Hunger, Löcher in meinem Boot, erlebe Bärenbesuch im Camp, viel wunderbare Wildnis, tägliche Karibu-Sichtungen und 24 Stunden Sonnenschein pro Tag.
Berge, Täler, Flüsse
Landschaftsart
Sonne, Regen, Schnee
Wetter
Trekking in der Brooks Range oder Bären im Katmai Nationalpark
Als ich im April in Ontario CA mit dem Autokauf beschäftigt bin, erhalte ich eine Nachricht von Gabriel
Gabriel, ob ich mit
Andi und ihm auf eine Tour 400 km durch die Brooks Range gehen möchte. Starttag wäre der 11. Juni 2019. Drei Punkte sprechen dagegen, ich möchte in diesem Jahr keine fixen Termine mehr abmachen. Zudem möchte ich im Juni zu den Bären im Katmai Nationalpark und für die von Gabriel vorgeschlagene Tour sind drei Flüge notwendig. Grundsätzlich möchte ich aufgrund der Treibhausgas-Emissionen auf Flugzeuge als Transportmittel verzichten. Schliesslich sage ich aber doch ja, weil ich mir die Chance nicht entgehen lassen will, mit zwei so erfahrenen Wildnisreisenden wie Gabriel und Andi unterwegs zu sein und weil die Brooks Range und das Arctic Wildlife National Refuge, das Gebiet, das
Florian Schulz so eindrücklich in seinen Fotografien und Filmaufnahmen dokumentiert, sehr spannend ist.
Einzigartig eine solche Schlucht auf der Nordseite der Brooksrange
Firth River der Wildwasserhöhepunkt
Hauptattraktion unserer Unternehmung ist der Firth River, ein Wildwasserfluss mit einer 70 Kilometer langen Schlucht und vielen Wildwasserstellen Stufe 3 und der Schlüsselstelle Stufe 4. Diese Schlucht befahren wir mit unseren Packrafts. Danach gilt es zu Fuss wieder Höhenmeter gut zu machen, um den nächsten Fluss hinunter zu fahren. Anschliessend wieder zu Fuss hoch und noch einen Fluss hinunter paddeln. Alles um nach Westen zu gelangen und den Jago River zu erreichen. Auf diesem möchten wir bis zum Meer nach Kaktovik paddeln. Das Inuit-Dorf liegt auf Barter Island im Nordpolar Meer und bietet Flugverbindungen zurück nach Fairbanks. Die gesamte Tour ist etwa 400 Kilometer lang und wir veranschlagen 27 Tage. Um nicht alle Lebensmittel die gesamte Zeit mittragen zu müssen, deponiert unser Pilot in einem Stahlfass vor Bären geschützt den Proviant für Woche drei und vier in der Mitte der Tour.
Route in der Brooks Range
Mit einem kleinen 4-Plätzer fliegen wir mit Kirk bis zur Landepiste am Joe Creek. Bei kühlem Wetter und bewölktem Himmel starten wir zu Fuss bis der Joe Creek genügend Wasser hat, damit wir mit den Booten einsetzen können. Am dritten Tag erreichen wir den Paddel-Höhepunkt, den Firth River. Auf der nun doppelten Wassermenge kommen wir sehr rasch voran. Die Schlucht ist wunderschön und der Wasserstand mit anfänglich 120 m3/s genau richtig. Mehr sollte es auf jeden Fall nicht sein. Die schwierigen Stellen begutachten wir vom Ufer aus und befahren sie anschliessend auf der sicheren Linie. Zwei Stellen sind besonders heikel, da gleich mehrere Stromschnellen aufeinander folgen. Bei beiden Passagen kommen wir aber gut durch. Wir befahren die gesamte Firth Schlucht in drei Tagen, nur die Schlüsselstelle wird umtragen.
Nach dem Frühstück heisst es ab ins Boot
So macht der Firth River Spass
Die Schlüsselstelle am Firth River
Trekking durch die Brooks Range
Am 6. Tag beginnt das Wandern. Ich freue mich auf die langsamere Fortbewegungsart. Zu Fuss legen wir ungefähr 13 Kilometer pro Tag zurück. Meistens haben wir gutes Gehgelände und kommen schneller und bequemer voran als erwartet. Auch das Wetter spielt mit. Nur in einer Nacht schneit es und am nächsten Tag müssen wir unseren Weg durch den Nebel suchen. Meine Beine, Knie und Fussgelenke halten der Belastung problemlos Stand, nur der Rucksack mit Lebensmittel für 15 Tage drückt schwer auf die Schultern. Zudem habe ich tagsüber oft Hunger, da ich etwas knapp Mittagessen dabei habe. Die beiden Stängel und eine Handvoll Nüsse, die in Island noch gereicht haben, machen mich nun nicht mehr satt. Das liegt zum einen daran, dass ich weniger Reserven auf den Rippen habe als vor drei Jahren, und zum andern, dass es fotografisch zu dieser Zeit im Juni im hohen Norden kaum spannendes Licht gibt, das mich vom Hunger ablenken könnte.
Zu Fuss geht es zurück nach Alaska
Schnee im Juni auf 839 m ü. M.