Glück und Unglück im Reisealltag Juli 2019
28. Dezember 2019Kenai Penisula August 2019
15. Januar 2020Der Dalton Highway, die Strasse entlang der Pipeline bis nach Deadhorse, führt einem nochmals vor Augen wie gross und weitläufig Alaska ist. Vom Borealen Wald über die Berge der Brooks Range bis zur nördlichen Tundra durchfährt man hier drei verschiedene Landschaftsarten.
7
Tage
1660km
Strecke
3
Gäste
Übernachtungen
5
Dachzelt
2
Cabin
Wiedersehen mit Rebecca und Johann
Den ganzen Juni und auch anfangs Juli hat es rund um Fairbanks nicht geregnet. Überall sind Waldbrände ausgebrochen und Wasser haben vor allem noch jene Flüsse, welche von Gletschern gespiesen werden. Ich kehre gerade von fünf Tagen Backcountry Camping im Denali zurück und nehme wieder Kontakt mit Rebecca und Johann auf. Sie können ihre geplante Kanutour leider nicht antreten, da der Beaver Creek zu wenig Wasser führt. Daher treffen wir uns in Fairbanks und werden Alaska drei Wochen lang gemeinsam erkunden. Im Visitor Center in Fairbanks erkundige ich mich über den Dalton Highway und die Moschusochsen, die es kurz vor Deadhorse häufig zu sehen gibt. Am nächsten Tag statten wir dem Visitor Center gemeinsam nochmals einen Besuch ab, um einige Sachen im Internet zu erledigen. Ich treffe wieder die gleiche Frau wie gestern. Sie fragt mich, wo wir übernachten. Die Wiese hinter dem Carlson Sport Zentrum, auf der ich meine Nächte in Fairbanks jeweils verbracht habe, gefällt ihr nicht wirklich. Kurzerhand lädt sie uns zu sich nach Hause ein. Sie habe ein Cabin und wir dürften dieses nutzen. Zu diesem Angebot sagen wir natürlich nicht nein und werden Zeuge der sehr grosszügigen Gastfreundschaft Alaskas. Michaela wohnt am Stadtrand von Fairbanks in einem Studio direkt an einem kleinen See. Als wir bei ihr ankommen, sehen wir sogar noch eine Elchkuh inklusive Nachwuchs. Diese beiden spazieren durch das hohe Gras des Nachbargrundstücks.
Am nächsten Morgen werden wir verwöhnt mit Eiern, Speck und Früchten. Sie hat sichtlich Freude an unserem Besuch und lässt uns fast nicht mehr gehen . Wir aber müssen für die kommenden Tage alle unsere Lebensmittel einkaufen und kurz vor sieben landet Rebeccas Bruder Samuel auf dem Flughafen. Er kommt sie besuchen. Nach dem freudigen Wiedersehen machen wir uns noch heute Abend auf den Weg Richtung Norden und fahren aus der Stadt hinaus zur Chatanika State Recreation Area.
Baustellen und Waldbrände am Dalton Highway
Die ersten 100 Kilometer fahren wir auf dem Elliott Highway bis nach Livengood. Hier am Abzweiger nach Manley Hot Springs beginnt der Dalton Highway. Auf uns warten 666 Kilometer Strasse nach Norden. Mit dem Privatauto kann man bis Deadhorse, der Siedlung vor dem Ölbohrgebiet Prudhoe Bay, fahren. Anscheinend sei die Schotterpiste nicht ganz ungefährlich für Autos. Platte Reifen und gesprungene Scheiben vom Steinschlag der grossen Trucks sollen an der Tagesordnung sein. Wir sind dagegen gewappnet. Mit zwei Ersatzreifen und vier Kanistern Zusatzbenzin machen wir uns auf den Weg. Über die anfänglich asphaltierte Strasse fahren wir durch das Waldbrandgebiet. Die letzten Löscharbeiten sind noch im Gange. Grosse Feuer sind aber nicht mehr sichtbar. Nur ab und zu steigt eine kleine Rauchfahne aus dem Wald auf. Gebrannt hat es bis zur Strasse und sogar auf die andere Seite. Rechts und links stehen nur noch die verkohlten Stämme in einem Meer aus Asche. Es ist bewölkt und mehrheitlich trocken. Nur wenn wir anhalten und aussteigen, beginnt es immer gleich zu regnen.
Nach einiger Zeit erreichen wir das erste Stück Schotterpiste. Da die Strasse durch die extremen Wetterunterschiede von Sommer und Winter sehr stark leidet, sind sie hier überall am Bauen und Ausbessern. Daher gleiten wir auf einer Strasse fast ohne Schlaglöcher zügig dahin, aber unser weisses Auto ist nach kurzer Zeit schlammbraun. Immer wieder versuchen wir unser Angelglück in verschiedenen Bächen. Lachse erwischen wir leider keine. Dafür beissen fünf Eschen an unsere Haken an und bessern so dreimal unser Abendessen auf. Für mich ist es eine Premiere. Mein erster selbst geangelter Fisch.
Sukakpak Mountain
Nach zwei Tagen Fahrt erreichen wir die Brooks Range. Auf diesen Strassenabschnitt habe ich mich am meisten gefreut. Berge sind eben doch interessanter als der mässig hügelige Boreale Wald. Auf halbem Weg nach Deadhorse befindet sich der Sukakpak Mountain. Ein frei stehender pyramidenförmiger Berg. An dessen Fuss, beim Zusammenfluss von Dietrich River und Bettles River, finden wir auf der Kiesbank einen wunderbaren Platz zum Übernachten. In Fussdistanz befindet sich ein kleiner See und per Drohne lassen sich noch viele weitere Seen im Sumpfgebiet erkunden. Gegen Abend kommt leichter Regen auf, wodurch der farbige Sonnenuntergang leider zunichte gemacht wird.
Moschusochsen
Der Dalton Highway führt uns am nächsten Tag über den Atigun Pass und bis zum Galbraith Lake. Dieser liegt auf der Nordseite der Brooks Range vor der grossen Ebene, welche sich bis zum Arktischen Ozean erstreckt. Wir machen Mittagspause und fordern nochmals unser Anglerglück heraus. Leider beisst keiner an. Zurück im Auto sehen wir am Strassenrand einen Fuchs, welcher erfolgreicher im Jagen war als wir. Er trägt sieben Mäuse in seinem Mund davon, bis er von einer Küstenseeschwalbe gestört wird und seine Beute fallen lässt. Etwa 100 Meilen vor unserem Ziel tauchen die grossen Wildtiere auf. Am Strassenrand grast eine Gruppe Moschusochsen, bestehend aus etwa einem Dutzend Erwachsenen und mehreren Kälbern. Die friedlichen Tiere fressen hier genüsslich die Pflanzen am Strassenrand. Nur ab und zu kommen untereinander Feindseligkeiten auf. Diese werden dann mit einem gegenseitigen Köpfe zusammenstossen ausgetragen. Die Ochsen, die etwas kleiner sind als unsere Kühe, machen einen urtümlichen Eindruck. Mit ihren gebogenen Hörnern und dem langen Fell, das sie wie einen Rock tragen, würden sie gut zu Mammut und Säbelzahntiger passen.
Etwas weiter nördlich steht eine kleinere Gruppe Ochsen auf einer Insel im Fluss. Wir übernachten am Flussufer auf dem Kiessträsschen, das uns hier glücklicherweise ganz nahe an die Moschusochsen bringt. Ich male mir schon aus, welche Bilder es hier in ein paar Stunden geben könnte, wenn die Sonne ganz tief am Horizont steht . Leider wollen die Wildtiere nicht mitspielen. Sie verlassen die Insel und wandern flussaufwärts ins sumpfige Umland.
Deadhorse
Die letzte Etappe bringt uns durch die flache Tundra bis nach Deadhorse. Auf den letzten Kilometern sehen wir einige vereinzelte Karibus, die hier noch am Grasen sind. Deadhorse ist wahrlich kein Schmuckstück. Die Ortschaft, in der die Ölarbeiter von Prudhoe Bay leben, besteht aus einigen Wohnblöcken, einem kleinen Laden, zwei Tankstellen und vielen Industriebauten mit vielen Fahrzeugen und Baumaschinen. Das Nordpolarmeer besuchen wir nicht. Mit dem Privatfahrzeug gibt es keinen Zugang ans Meer. Man müsste eine Tour buchen, um durch Prudhoe Bay zu fahren. Weil es einen Sicherheitscheck erfordert, müsste die Reservierung aber 24 Stunden vor Tourantritt erfolgen. Das und der Preis von 65$ für zwei Stunden schrecken uns ab. Nach dem Auftanken zu europäischen Benzinpreisen und einer kleinen Runde durch die Siedlung begeben wir uns auf den Rückweg.
Schnee am 1. August
Wir fahren wieder nach Süden bis zu einem schönen Übernachtungsplatz am Fluss. Andere Reisende haben hier vor wenigen Tagen Moschusochsen im Flussbett gesehen. Wir leider nicht. Von der Brooks Range ziehen dunkle Wolken auf und schon bald fahren wir durch den Regen. Dieser wechselt auf dem Atigunpass zu Schneefall und das am 1. August. Wir durchqueren fast die gesamte Brooks Range und übernachten in einer Waldlichtung am South Fork Bonanza Creek. Weil die Waldbrandgefahr immer noch hoch ist, verzichte ich schweren Herzens auf ein 1. August Feuer.
Zurück nach Fairbanks
Der letzte Tag auf dem Dalton Highway ist von Nebel und wenig Sicht geprägt. Wir essen sogar unser Mittagessen im Auto, weil der Nieselregen keine Pause einlegen will. Zurück in Fairbanks besuchen wir Michaela im Visitor Center und dürfen nochmals eine Nacht in ihrem Cabin verbringen. Auch wenn das Licht aus fotografischer Sicht in der Brooks Range wieder nicht mitgespielt hat, war es doch ein toller Ausflug in den Norden Alaskas. Ich habe mich über die Sichtung der Moschusochsen besonders gefreut und war überrascht wie gut der Strassenzustand ist. Ungefähr ein Drittel der Wegstrecke war sogar asphaltiert, die restlichen Schotterabschnitte wiesen fast keine Schlaglöcher auf und waren gut zu befahren.
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