Chäserrugg Übernachtung 25.3.17
10. Dezember 2017Parkhütte Varusch – Agriturismo Federia 3.9.17
2. Januar 2018«Die schönste Aussicht auf den Biancograt hat man vom Piz Morteratsch». Nachdem ich diesen Satz gelesen hatte, war für mich klar, diese Aussicht möchte ich auch geniessen. Mitte Oktober konnte ich die Tour in Angriff nehmen. Dieses Wochenende war für mich der perfekte Abschluss für meine Fotografiewoche im Engadin.
Zustieg Bovalhütte SAC
Hüttenzustieg
5 km
Tour
2h
Gehzeit
616 hm
Bergauf
Wir starten zu fünft am Samstagmittag in Pontresina. Mit der RHB geht es bis nach Morteratsch, wo uns eine Geiss auf dem Bahnperron begrüsst. Sie hat leider kein Billet und darf deshalb nicht in den Zug einsteigen. Mit Steigeisen, Seil und Pickel ausgerüstet machen wir uns zusammen mit vielen Spaziergängern auf den Weg Richtung Gletscher. Wir steigen schon bald auf die östliche Moraine hoch in Richtung Boval Hütte. Im Tal würde der Gletscherlehrpfad bis zur Zunge des Morteratschgletschers führen. Viele Tagestouristen kommen so dem Gletscher ganz nahe. Wir erreichen die Bovalhütte über den Wanderweg um 15:30 Uhr und geniessen die letzten Sonnenstrahlen auf der Terrasse.
Bovalhütte SAC
Viel ist nicht mehr los in der Hütte. Wir sind knapp 20 Gäste, welche in der Hütte übernachten wollen. Eine weitere Zweierseilschaft, bestehend aus einem Bergführer und seinem Göttikind, welche ebenfalls den Piz Morteratsch in Angriff nehmen wird und einige Wander- und Fotografengäste. Auf den Aussensitzplätzen studieren wir unsere morgige Route. Den Sparaunzagrat verschieben wir auf den Sommer. Im oberen Teil liegt schon zu viel Schnee im Felsgrat, das wäre kein Spass mehr. Wir werden morgen früh über die Normalroute aufsteigen. Die Führerliteratur ist sich über den genauen Zustieg zur Fuorcla da Boval nicht ganz einig. Der Hüttenwart gibt aber Entwarnung. Es habe Spuren und im Felsen sei die Route mit roten Punkten markiert. Wir geniessen das Abendessen und müssen nur noch unseren Startzeitpunkt ausdiskutieren. Damit genügend Zeit bleibt für den langen Abstieg und die Heimreise, wollen wir um 4:30 Uhr aufstehen. Das klappt ganz gut. Das Frühstück steht bereit und auch wir sind schon bald gerüstet für die bevorstehende Tour.
Bovalhütte, Piz Morteratsch, Tschiervahütte, Pontresina
18 km
Tour
12h
Gehzeit
1260 hm
Bergauf
1981 hm
Bergab
Um 5:20 Uhr wandern wir los. Im Schein der Stirnlampen folgen wir dem Weg hinter der Hütte. Dieser steigt ziemlich steil an und wir legen einige Höhenmeter in der Dunkelheit unter dem Sternenhimmel zurück. Hinter uns sehen wir das Licht der Diavolezza und auf dem Vadret da Pers bewegt sich ein Licht. Eine Gruppe Bergsteiger ist wohl auf dem Weg zum Gipfel des Piz Palü. Unser Weg ist gut zu finden. Um 6:50 Uhr erreichen wir den Fuss des Felsens und seilen uns in einer Dreier- und einer Zweier-Seilschaft an. Die Steigeisen sind noch nicht nötig. In der Dämmerung können wir ohne Stirnlampe weiter klettern. Über den harten Schnee und schöne einfache Felspartien geht es stetig nach oben. Der Bergführer und sein junger Seilpartner sind einiges schneller unterwegs und wir lassen sie an uns vorbei. Wirklich heikle Stellen müssen wir nicht überqueren. Im Felsen finden sich überall gute Griffe und im harten Schnee können wir von den Spuren der früheren Bergsteiger profitieren. Um 7:38 Uhr machen wir eine Pause. Zwischen der Diavolezza und dem Piz Cambrena geht die Sonne auf. Der Schnee vor uns färbt sich rot und wir freuen uns über die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Es ist für alle fünf ein tolles Erlebnis. Auf 3'205 m. ü. M. vergessen wir alles um uns herum und geniessen den Moment. Ein Sonnenaufgang auf dieser Höhe und in dieser Landschaft ist noch viel eindrücklicher als unten im Tal. Leider vergeht das wunderschöne Licht auch hier oben schnell und wir klettern weiter.
Piz Morteratsch 3'751 m. ü. M.
Bald schon erreichen wir eine rötliche Felspartie, die es zu erklettern gilt, bevor wir auf das obere horizontal liegende Schneefeld stossen. Der Schnee wird immer härter und vermischt sich ab und zu mit Eis. Es ist Zeit. unsere Steigeisen zu montieren. Sicheren Schrittes gehen wir weiter zur Fuorcla da Boval auf 3'347 m. ü. M. In der Sonne gönnen wir uns nochmals eine kurze Pause, bevor wir auf der Westseite im Schatten auf den Gletscher absteigen. Die heikle Abrisskante am Gletscheranfang überwinden wir mühelos. Der spannendste Teil ist nun leider vorbei. Die letzten 400 Höhenmeter werden wir über die Gletscherkappe des Piz Morteratsch aufsteigen. Wir halten uns immer relativ nahe am Grat und folgen den Spuren über das teilweise bis zu 40° steile Gelände. Der Gipfelanstieg zieht sich in die Länge. Um 10:50 Uhr sehen wir den höchsten Punkt kurz vor uns und 5 Minuten später haben wir es geschafft. Der Piz Morteratsch 3'751 m. ü. M. ist von uns bestiegen. Zum ersten Mal in meinem Leben stehe ich auf Augenhöhe mit dem Biancograt. Bis anhin habe ich ihn von Westen und von Osten aus dem Tal fotografieren können. Nun endlich auch von Norden wo er seine gesamte Pracht noch besser entfaltet.
Abstieg nach Pontresina
Bei herrlichem Wetter geniessen wir die Herbstsonne. Es fühlt sich an wie im Hochsommer. Nach einer Stunde Genuss, Pause, Mittagessen und Sonnenbaden starten wir den zweiten Teil. Anfangs steigen wir über den gleichen Weg ab bis unter die Fuorcla da Boval. Von hier wenden wir uns nach Osten und überqueren den Vadrettin da Tschierva der Länge nach. Der Gletscherabstieg ist keine Herausforderung mehr aber auf jeden Fall eine schöne Abwechslung zur Aufstiegsroute. Das Gletscherende erreichen wir 1.5 Stunden später und um 14:30 Uhr treffen wir nach knapp zwei Kilometern über Fels und Geröll bei der Tschierva Hütte ein. Leider hat diese geschlossen und versorgt uns nicht mehr mit Bier und Kuchen. Der Bergführer wird hier im Winterraum übernachten, um morgen den Piz Roseg zu besteigen. Für uns geht die Reise noch heute weiter. Immer nach unten der Gletschermoräne entlang bis ins Val Roseg. Beim Hotel Roseg teilen wir uns auf, die einen warten auf eine Kutsche und Andi und ich nehmen die letzten 7.1 Kilometer bis zum Bahnhof Pontresina unter die Füsse. Diesen erreichen wir um 17:30 Uhr nach über 12 Stunden Unterwegs-Sein. Ein traumhafter Tag neigt sich dem Ende zu. Wir hätten uns dieses Oktober Wochenende nicht besser wünschen können. Es war warm und sonnig und trotzdem war am Berg nicht viel los. Vielen Dank an alle Weggefährten für die tolle Tour und auf ein ander Mal.