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Drei Wochen lebe ich auf der Insel Hesketh in ganz einfachen Verhältnissen, umgeben von einem Naturparadies. Ich geniesse die Zeit, das Meer, die Pflanzen und die vielen Vögel.

Übernachtungen

Huette
17

Cabin

Sauna
6

Sauna

Sonnenaufgang

7:23

Sonnenaufgang
Sonnenuntergang

20:41

Sonnenuntergang

Start ins Inselleben

Am ersten Abend bei Brad komme ich in den Genuss eines Rotlachses. Er fängt sie jeweils vom Strand aus mit einem Netz. Den nächsten Tag starten wir mit einer Sauna. Sein kleines Saunahäuschen draussen im Garten war auch der Ort, an dem ich übernachten durfte. Am Nachmittag, als sich die Wellen im Meer beruhigt haben, stechen wir in See. Es geht zu seiner Insel Hesketh. Wir erreichen den kleinen Kiesstrand bei Flut. Sein Cabin steht oben auf der Klippe mitten im Regenwald. Im Erdgeschoss sind Küche und Wohnraum und unter dem Dach schlafen wir. Überall hat es Bücher und viele andere Utensilien. Brad teilt die Insel mit mehreren anderen Leuten. Verschiedene Wege durch den Regenwald verbinden die Cabins miteinander. Auf unserem ersten Spaziergang sammeln wir gleich unser Abendessen. Angel Wings (Pleurocybella porrigens) finden wir überall an toten Baumstämmen. Dazu gibt es Kartoffelgnocchi, Kabis und eine Mischung von Gemüsen ähnlich unserem Sauerkraut.

Meine Nachbarn sind die Tiere

Es handelt sich um ein tierreiches Anwesen. Neben unserem Hund Jaffa, den beiden Ziegen Bow und Alice hört man von überall her Vogelstimmen. Auf dem Meer schwimmen Kragenente, über den Baumwipfeln fliegen Weisskopfseeadler, im Unterholz hüpfen verschiedene kleine Vögel von Zweig zu Zweig und die Elstern werden von Jaffa verjagt.

Die Rache am Devil’s Club

Brad hat viele Projekte am Laufen auf seiner Insel. Eine neue sechseckige Aussenküche ist im Bau und auch mit dem Stall für die Ziegen hat er begonnen. Dazwischen gibt es verschiedene Gemüsebeete. Alles steht noch in den Anfängen und wird immer wieder von der rasant wachsenden Vegetation überwuchert. Ich bin die ersten beiden Wochen damit beschäftigt die Wege auf seinem Grundstück frei zu schneiden. Der Weg vom Strand zum Cabin und darum herum ist schnell erledigt. In Zukunft möchte Brad sein Land dritteln. Einen Teil würde er verkaufen und den dritten Teil einer ortsansässigen Organisation spenden. Diese unternimmt mit den Schulkindern verschiedene Ausflüge in die Natur. Daher schneide ich einen neuen Weg durch den Wald abseits des Cabins. Am häufigsten kommen mir die Pracht-Himbeere (Salmon Berrys) und die Igelkraftwurz (Devil’s Club) in die Quere. Es ist wie eine späte Rache für all die Dornen, die ich mir im Sommer von den Devil’s Club eingefangen habe. Nun schneide ich sie direkt oberhalb der Erde ab. Die Wurzeln können später ausgegraben und als Tee benutzt werden. Nur ab und zu erwischt mich noch ein Dorn beim Umfallen des Stängels, bevor der unschädlich am Boden liegt.
Da soll der Weg durch führrenDas war meine Arbeit auf der Insel
Bevor ich da warnach meiner Arbeit

Bow und die Treppe vom Nachbarn

Bei Ebbe ist es möglich dem Strand entlang zu spazieren und unsere Nachbarn zu besuchen. Aktuell scheinen wir die einzigen Inselbewohner zu sein, die Cabins und teils sogar richtigen Häuser sind zurzeit unbewohnt. Auf dem Rückweg gehen wir die Treppe unseres Nachbarns hoch. Jaffa voraus, Brad, Alice und ich hinterher. Nur Bow möchte nicht die Treppe hochsteigen, er versucht es über den steilen Hang, schafft es aber nicht bis ganz nach oben. Auch mit unserer Hilfestellung lässt er sich nicht auf das Abenteuer Treppe ein und wir gehen allesamt dem Strand entlang zurück.

Alleine auf der Insel

Da Brad Freitag bis Sonntag in Homer arbeitet, verlässt er die Insel am Donnerstagabend samt den drei Haustieren. Ich geniesse nun meine Zeit alleine auf der Insel. Jeden Tag beginne ich mit einem Müsli mit Äpfeln oder frischen Heidelbeeren. Danach kämpfe ich mich auf einem neuen Weg durch den Wald und bereinige einen Pfad nach dem anderen. Am Abend gibt es wieder frische Pilze oder ich koche einen Eintopf aus den Lebensmitteln, die ich im Cabin finde. Immer wieder geniesse ich die Zeit hier in der Natur, lese den Ruf der Wildnis von Jack London und versuche mich in der Vogelfotografie. Am Montag oder je nach Wetter am Dienstag wollte Brad wieder zurück kommen. Als ich am Dienstagnachmittag im Cabin sitze und schreibe, erscheint ein neues Gesicht in der Scheibe neben der Eingangstür. Ein Mann übergibt mir Brads Tasche mit frischen Lebensmitteln und fragt, ob ich ihn zum Strand auf der anderen Seite führen könne. Zuerst denke ich, Brad habe noch einen Workawayer gefunden. Aber der Mann ist Lastwagenfahrer aus Whitehorse. Er hat Brad im Hafen von Homer getroffen und mit ihm eine kleine Rundfahrt gemacht. Am Strand auf der Nordseite wartet Brad schon im Boot auf uns, er übergibt mir noch eine Schachtel mit Lebensmitteln, lädt den Lastwagenfahrer wieder ein und meint, er komme in ein oder zwei Tagen zurück.

Festgehalten im Paradies

Am Freitag ist noch keine Spur von Brad zu sehen. Ich habe bald alle Wege auf seinem Grundstück vom Gewucher befreit und überlege, was ich als nächstes tun könnte. Mittlerweilen durfte ich auch zwei spektakuläre Sonnenuntergänge geniessen. Die Felsen der Inseln brannten für wenige Minuten feuerrot. Ich fühle mich wie eingesperrt im Paradies.

Weisskopfseeadler

Am Samstag und Sonntag gönne ich mir zwei Freitage. Das Meer ist ruhig und die Sonne scheint. Ideal zum Seekajak fahren. Heute erkunde ich unsere östlichen Nachbarn. Das eine Cabin wird von zwei Weisskopfseeadlern bewacht. Ich fahre behutsam an Land und begebe mich auf die Terrasse der menschenleeren Hütte, um so noch näher an die beiden Adler heran zu kommen. Sie lassen sich vorerst nicht von mir stören. Einer macht einen kurzen Ausflug, kehrt aber schon bald auf einen abgestorbenen Baum in der Nähe zurück. Die beiden Adler begleiten mich das ganze Wochenende. Leider kann ich ihnen nie beim Fischen zusehen. Ich sehe nur, wie sie über dem Meer ihre Kreise ziehen oder oben in den Baumwipfeln sitzen.

Ich lerne den Wald kennen

Nun bin ich seit zwei Wochen auf der Insel Hesketh und habe das Gefühl, die Natur hier mittlerweilen zu kennen. Ich weiss, auf welchen Bäumen sich das Weisskopfseeadlerpaar gerne niederlässt, welche Steine die Kragenente, nutzen um sich auszuruhen, ich kenne das Hämmern der Seeotter, wenn sie eine Muschel öffnen und achte auf die Klopfgeräusche der Hairy Woodpecker. Wenn ich durch den Wald gehe, um Angel Wings und Blaubeeren zu sammeln, begleitet mich das Zwitschern des Winter Wren und einmal habe ich einen Belted Kingfisher gesehen.

Brad, Jaffa und die Geissen sind zurück

Ich höre ein Bellen draussen und vor der Tür steht Jaffa. Brad ist also zurück und auch die beiden Geissen Bow und Alice. Es ist wieder Leben auf der Insel. Alice frisst leider immer noch lieber die Plastikplanen anstelle des üppigen Grünzeugs rund herum und Bow ist nicht immer ganz einverstanden mit den Wegen, die wir gehen. Aber mit Anlauf schafft sie auch die steileren Partien auf dem Weg zum Gipfel.

Ein neues Zuhause für Bow und Alice

Nun brechen für mich die letzten beiden Tage auf der Insel Hesketh an. Ich korrigiere noch einige Wege, um die steilsten Partien zu umgehen, und am letzten Tag zügle ich ein kleines Häuschen aus Paletten. Es wird das neue Zuhause für die beiden Geissen. Da es zwei sehr anhängliche Tiere sind, möchten sie nicht in ihrem Häuschen etwas unterhalb unseres Cabins übernachten. Sie warten ständig vor der Tür oder poltern mitten in der Nacht über die Terrasse. Ich stelle das kleine Paletthäuschen auf dem Hügel auf, so dass sie durch ihre Eingangsöffnung auf unsere Tür sehen. Das Häuschen steht, aber Alice und Bow machen keine Anstalten es zu nutzen. Mit etwas Futter können wir die Geissen doch noch in ihr neues Zuhause locken und sie verbringen die nächste Nacht gut geschützt unter dem kleinen Dach.

Tutka Bay

Zum Abschluss fahren wir mit dem Motorboot in die acht Meilen lange Tutka Bucht. Das Meer ist spiegelglatt und über uns hängt eine dicke Nebelschicht. Von den Berggipfeln ist nichts zu sehen. Auf halbem Weg treffen wir auf eine Gruppe Seehunde, sie geniessen den tiefen Wasserstand und haben es sich auf einem Felsen gemütlich gemacht. Wir beobachten sie eine ganze Weile, bis die Flut immer höher steigt und sie zum Schwimmen zwingt. Etwas weiter erwartet uns schon die nächste Kolonie. Diesmal sind es Seeotter. 60 oder 70 Stück der putzigen Tiere haben sich hier versammelt. Einige sind ganz neugierig und kommen langsam näher. Sie geben ihr Bestes, um ihren Kopf möglichst hoch aus dem Wasser zu heben. Am schönsten haben es die ganz Kleinen, sie werden auf dem Bauch der Mütter übers Wasser getragen. Aus dem Nebel beginnt es zu regnen und wir fahren bis ans Ende der Bucht. Hier beginnt ein Weg über die Berge an die offene Pazifikküste. Ich wandere die ersten beiden Kilometer durch den Regenwald und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Bäume sind überall mit Moos bedeckt. Auch der Boden ist voll Moos und alles ist feucht. Ein wahres Paradies für Pilze und auch Heidelbeeren hat es überall. Das ist definitiv ein Ort zum Zurückkommen und länger verweilen. Leider vermutlich nicht mehr auf dieser Reise aber sicher auf einer späteren.

Die Zeit auf der Insel geht zu Ende

Als Abschluss-Menü gibt es nochmals Angel Wings. Eine ruhige und gelassene Zeit geht für mich zu Ende. Drei Wochen war ich auf der Insel, davon zwei Wochen alleine. Ich hatte viel Zeit ohne Ablenkung durch das Internet oder den Laptop. Für mich ist klar geworden, es tut mir gut länger an einem Ort zu verweilen. Mit der Zeit tauchen so viele Dinge auf, die man am Anfang einfach übersieht. Es war gut, dass ich gezwungen wurde so lange auf der Insel alleine zu sein. Ich glaube, sonst hätte ich mir nicht die Zeit genommen, stundenlang am Meer zu sitzen und zu warten, was oder ob überhaupt etwas passiere. So habe ich einige Tiere, Gesteinsmuster und Fotomotive entdeckt, die mir sonst entgangen wären.

Zurück in Homer

Zurück in Homer schlafe ich nochmals fünf Nächte in der Sauna und geniesse das fliessende Wasser, das Licht im Wohnzimmer und die warme Dusche. Brad arbeitet am Wochenende, weshalb er erst am Montag Zeit findet, mir die anstehenden Arbeiten hier im Dorf zu erklären. Er möchte für die beiden Geissen einen Zaun bauen, damit sie darin frei herumlaufen können und geschützt sind vor grossen Hunden. Meine Aufgabe besteht darin, die Löcher für die Holzpfähle, die wir am Strand einsammeln, in das Erdreich zu graben. Die Pfähle stehen, nun fehlt nur noch der eigentliche Zaun. Ich mache noch einen kleinen Ausflug ans Ende der Bucht und bin wieder einmal froh über meinen Allrad-Truck, um die steile Kiesstrasse, die zum Meer führt, auch wieder hoch zu fahren. Am Mittwoch verlasse ich Homer und begebe mich zum nächsten Workaway nach Anchor Point. Vielen Dank Brad für die schöne Zeit mit dir und die tollen Ausflüge, die du mir ermöglicht hast.
 
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