In Kanada habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Auto gekauft. Im Staat Ontario ist das gar nicht so einfach. Mit meinem Schweizer Führerausweis wollte mich keine Versicherung aufnehmen. Daher musste ich mich zuerst um den Papierkram kümmern..
4.8-liter V-8 Benzin
Motor
15 l/100km
Benzinverbrauch
Welches ist das passende Fortbewegungsmittel für mich
Für meine Panamericana Reise habe ich mir zwei verschiedene Fortbewegungsmittel überlegt. Zum einen ganz klassisch ein Auto oder dann ein Velo. Das Velo hat für mich vier Nachteile. Erstens würde ich viel mehr Zeit für die Strecke von Alaska bis nach Feuerland benötigen, zweitens ist es umständlicher mit dem Fahrrad einen Abstecher von einigen 100 Kilometern zu machen, drittens möchte ich mich in meinem Gepäck nicht einschränken. Mit dem Velo wäre es schwierig zwei Kameras, fünf Objektive, ein Packraft, die Gletscherausrüstung, zwei Zelte und ein Laptop mitzuführen. Viertens bietet das Velo keine Möglichkeit Gäste wie Besuch aus der Heimat oder Autostöppler/innen mitzunehmen. Daher fällt die Wahl auf ein Auto, obwohl es natürlich in der Anschaffung und im Betrieb viel teurer ist und der Kontakt zu Einheimischen als Veloreisender wohl einfacher zu knüpfen wäre. Roadtrip-Erfahrung konnte ich in Europa schon sammeln. Für mich war klar, das Auto muss auch durch unebenes Gelände fahren können. In Amerika kommt da natürlich ein Pick-Up oder wie sie ihn hier nennen ein Truck in Frage. Von meinem Island-Urlaub her weiss ich, dass der Aufbau für die Wohnkabine nicht allzu gross sein sollte, sonst stört er mich beim Fahren. Die Pick-Up-Camper, die es in Kanada und Alaska überall zu mieten gibt, sind mir zu gross. Mein Traumauto ist also ein Truck mit Wohnkabine auf der Ladefläche, aber mit Hubdach, damit das Auto im Fahrzustand schön kompakt ist. Als ich in Ontario ankomme, ist schnell klar, Trucks gibt es auf dem Gebrauchtmarkt viele, aber Wohnkabinen mit Hubdach sind rar oder nur neu verfügbar. Für eine neue Kabine reicht mein Budget nicht. Deshalb kümmere ich mich vorerst ums Auto und überlege ein Dachzelt zu kaufen.
In Alexandria erkundige ich mich bei drei verschiedenen Autogaragen nach Occasion- Fahrzeugen. Ein grosser Ford F150 mit langer Ladefläche und 80'000 Kilometern ist mir mit 26'000 CA$ zu teuer. Die Recherchen im Internet zeigen, dass die Preise bei gleichem Kilometerstand und Alter alle ungefähr gleich sind. Deshalb muss ich mich nach einem älteren Fahrzeug mit mehr Kilometern umsehen. Da ich nicht viel von Autos verstehe, suche ich nur nach Autos, die über eine Garage verkauft werden. Schlussendlich stehen zwei Fahrzeuge zur Auswahl: ein blauer Ford F-150, viertürig mit einer 5-Fuss-Ladefläche ohne Verdeck oder ein weisser GMC Sierra, mit einer verlängerten Kabine und einer gedeckten 6-Fuss-Ladefläche. Der GMC wird von einem offiziellen GMC Händler verkauft und macht auf mich den besten Eindruck. Ich entscheide mich für dieses Auto und lasse All-Terrain-Reifen montieren. Alles in allem kostet der GMC Sierra Nevada 2013 mit 200'000 Kilometern 21'000 CA$.
In verschiedenen Blogs habe ich gelesen, dass der Autokauf in Kanada für Ausländer kein Problem sei. Das ist anscheinend in British Columbia und Halifax so, aber nicht in Ontario. Das Problem ist die Autoversicherung. Ohne Kanadischen Führerausweis will mich keine Versicherung unter Vertrag nehmen. Auch der Internationale Führerausweis hilft mir nicht weiter. Nach mehreren Besuchen bei Service Ontario sehe ich keinen anderen Ausweg als meinen Schweizer Führerausweis gegen einen Kanadischen einzutauchen. Zuerst versuche ich meinen Internationalen zu tauschen, aber dieser wird nicht akzeptiert. Die Dame am Schalter nimmt ihr Buch hervor und blättert zur Seite der Schweiz, da ist nur unser Ausweis im Kreditkartenformat und der alte blaue abgebildet. Wenn es nicht anders geht, gebe ich eben meinen richtigen ab. Als Adresse gebe ich meine aktuelle Unterkunft bei der Familie Suter an. Eigentlich möchte die Dame noch eine Bestätigung, dass ich nun in Ontario wohne. Zum Glück genügt aber mein B1/B2 Visum für die USA. Das macht für mich keinen Sinn, aber es ist ja zu meinen Gunsten. Die Probleme sind damit aber nicht gelöst. Mein Schweizer Fahrausweis ist nur auf Deutsch, sie benötigen ihn aber auf Englisch oder Französisch. Obwohl in ihrem Buch alle Angaben des Ausweises in einer Legende beschrieben sind, besteht die Frau auf einer offiziellen Übersetzung. Ich fotografiere meinen Ausweis und sende die Bilder per E-Mail nach Toronto und bezahle zu den 60 CA$ für die Übersetzung nochmals 20 CA$ für den Expressversand. Die Übersetzung dauert 2 Tage inklusive Kontrolle. Nun lerne ich aber die Kanadische Post kennen. Diese braucht, weil gerade die Ostertage anstehen, eine ganze Woche, um den Brief 500 Kilometer weit in den Norden zu senden. Mit dem Papier, auf dem nicht viel drauf steht, das aber mit einem offiziellen Stempel versehen ist, besuche ich ein zweites Mal das zuständige Amt in Cornwall. Nun klappt alles. Den Augentest bestehe ich und zum Schluss machen sie noch ein Foto von mir. Ich erhalte den provisorischen Ausweis und gehe erneut auf Versicherungs-Suche.
Die eine örtliche Versicherung stuft mich als Neulenker ein und verlangt eine horrende Prämie von 2'800 CA$ pro Jahr. Die zweite Gesellschaft in der Stadt ist gerade umgezogen und ich erhalte trotz Versprechen keine Offerte. Über das Internet finde ich einen günstigeren Anbieter. Per Telefon schliesse ich meine Autoversicherung ab und kurze Zeit später erhalte ich die viel günstigere Offerte von Cooperators. Weil die Preisdifferenz fast 800 CA$ beträgt, kündige ich meinen eben abgeschlossenen Vertrag gleich wieder. Cooperator sind so markant günstiger, weil sie mir neun Jahre unfallfreies Autofahren in der Schweiz anrechnen, obwohl ich keinen Versicherungsnachweis zeigen kann, da ich noch nie ein eigenes Auto besessen habe. Nun ist alles bereit. Ich sende meinen Versicherungsnachweis an den Autoverkäufer und dieser löst den Truck auf meinen Namen ein. Endlich kann ich mein Auto abholen. Nur den Dachträger konnten sie mir nicht montieren, weil dieser noch nicht geliefert worden war.