Farmarbeit in Kanada April 2019
14. Juli 2019Julierpass – Chamanna Jenatsch 01.09.18
2. November 2019In Kanada habe ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Auto gekauft. Im Staat Ontario ist das gar nicht so einfach. Mit meinem Schweizer Führerausweis wollte mich keine Versicherung aufnehmen. Daher musste ich mich zuerst um den Papierkram kümmern..
202935km
Kilometerstand
600km
Reichweite
2013
Jahrgang
302PS
Leistung
2392 kg
Leergewicht
15 l/100km
Benzinverbrauch
5m
Länge
Welches ist das passende Fortbewegungsmittel für mich
Für meine Panamericana Reise habe ich mir zwei verschiedene Fortbewegungsmittel überlegt. Zum einen ganz klassisch ein Auto oder dann ein Velo. Das Velo hat für mich vier Nachteile. Erstens würde ich viel mehr Zeit für die Strecke von Alaska bis nach Feuerland benötigen, zweitens ist es umständlicher mit dem Fahrrad einen Abstecher von einigen 100 Kilometern zu machen, drittens möchte ich mich in meinem Gepäck nicht einschränken. Mit dem Velo wäre es schwierig zwei Kameras, fünf Objektive, ein Packraft, die Gletscherausrüstung, zwei Zelte und ein Laptop mitzuführen. Viertens bietet das Velo keine Möglichkeit Gäste wie Besuch aus der Heimat oder Autostöppler/innen mitzunehmen. Daher fällt die Wahl auf ein Auto, obwohl es natürlich in der Anschaffung und im Betrieb viel teurer ist und der Kontakt zu Einheimischen als Veloreisender wohl einfacher zu knüpfen wäre. Roadtrip-Erfahrung konnte ich in Europa schon sammeln. Für mich war klar, das Auto muss auch durch unebenes Gelände fahren können. In Amerika kommt da natürlich ein Pick-Up oder wie sie ihn hier nennen ein Truck in Frage. Von meinem Island-Urlaub her weiss ich, dass der Aufbau für die Wohnkabine nicht allzu gross sein sollte, sonst stört er mich beim Fahren. Die Pick-Up-Camper, die es in Kanada und Alaska überall zu mieten gibt, sind mir zu gross. Mein Traumauto ist also ein Truck mit Wohnkabine auf der Ladefläche, aber mit Hubdach, damit das Auto im Fahrzustand schön kompakt ist. Als ich in Ontario ankomme, ist schnell klar, Trucks gibt es auf dem Gebrauchtmarkt viele, aber Wohnkabinen mit Hubdach sind rar oder nur neu verfügbar. Für eine neue Kabine reicht mein Budget nicht. Deshalb kümmere ich mich vorerst ums Auto und überlege ein Dachzelt zu kaufen.
Truck Auswahl
In Alexandria erkundige ich mich bei drei verschiedenen Autogaragen nach Occasion- Fahrzeugen. Ein grosser Ford F150 mit langer Ladefläche und 80'000 Kilometern ist mir mit 26'000 CA$ zu teuer. Die Recherchen im Internet zeigen, dass die Preise bei gleichem Kilometerstand und Alter alle ungefähr gleich sind. Deshalb muss ich mich nach einem älteren Fahrzeug mit mehr Kilometern umsehen. Da ich nicht viel von Autos verstehe, suche ich nur nach Autos, die über eine Garage verkauft werden. Schlussendlich stehen zwei Fahrzeuge zur Auswahl: ein blauer Ford F-150, viertürig mit einer 5-Fuss-Ladefläche ohne Verdeck oder ein weisser GMC Sierra, mit einer verlängerten Kabine und einer gedeckten 6-Fuss-Ladefläche. Der GMC wird von einem offiziellen GMC Händler verkauft und macht auf mich den besten Eindruck. Ich entscheide mich für dieses Auto und lasse All-Terrain-Reifen montieren. Alles in allem kostet der GMC Sierra Nevada 2013 mit 200'000 Kilometern 21'000 CA$.
Papierkrieg in Ontario
In verschiedenen Blogs habe ich gelesen, dass der Autokauf in Kanada für Ausländer kein Problem sei. Das ist anscheinend in British Columbia und Halifax so, aber nicht in Ontario. Das Problem ist die Autoversicherung. Ohne Kanadischen Führerausweis will mich keine Versicherung unter Vertrag nehmen. Auch der Internationale Führerausweis hilft mir nicht weiter. Nach mehreren Besuchen bei Service Ontario sehe ich keinen anderen Ausweg als meinen Schweizer Führerausweis gegen einen Kanadischen einzutauchen. Zuerst versuche ich meinen Internationalen zu tauschen, aber dieser wird nicht akzeptiert. Die Dame am Schalter nimmt ihr Buch hervor und blättert zur Seite der Schweiz, da ist nur unser Ausweis im Kreditkartenformat und der alte blaue abgebildet. Wenn es nicht anders geht, gebe ich eben meinen richtigen ab. Als Adresse gebe ich meine aktuelle Unterkunft bei der Familie Suter an. Eigentlich möchte die Dame noch eine Bestätigung, dass ich nun in Ontario wohne. Zum Glück genügt aber mein B1/B2 Visum für die USA. Das macht für mich keinen Sinn, aber es ist ja zu meinen Gunsten. Die Probleme sind damit aber nicht gelöst. Mein Schweizer Fahrausweis ist nur auf Deutsch, sie benötigen ihn aber auf Englisch oder Französisch. Obwohl in ihrem Buch alle Angaben des Ausweises in einer Legende beschrieben sind, besteht die Frau auf einer offiziellen Übersetzung. Ich fotografiere meinen Ausweis und sende die Bilder per E-Mail nach Toronto und bezahle zu den 60 CA$ für die Übersetzung nochmals 20 CA$ für den Expressversand. Die Übersetzung dauert 2 Tage inklusive Kontrolle. Nun lerne ich aber die Kanadische Post kennen. Diese braucht, weil gerade die Ostertage anstehen, eine ganze Woche, um den Brief 500 Kilometer weit in den Norden zu senden. Mit dem Papier, auf dem nicht viel drauf steht, das aber mit einem offiziellen Stempel versehen ist, besuche ich ein zweites Mal das zuständige Amt in Cornwall. Nun klappt alles. Den Augentest bestehe ich und zum Schluss machen sie noch ein Foto von mir. Ich erhalte den provisorischen Ausweis und gehe erneut auf Versicherungs-Suche.
Autoversicherung
Die eine örtliche Versicherung stuft mich als Neulenker ein und verlangt eine horrende Prämie von 2'800 CA$ pro Jahr. Die zweite Gesellschaft in der Stadt ist gerade umgezogen und ich erhalte trotz Versprechen keine Offerte. Über das Internet finde ich einen günstigeren Anbieter. Per Telefon schliesse ich meine Autoversicherung ab und kurze Zeit später erhalte ich die viel günstigere Offerte von Cooperators. Weil die Preisdifferenz fast 800 CA$ beträgt, kündige ich meinen eben abgeschlossenen Vertrag gleich wieder. Cooperator sind so markant günstiger, weil sie mir neun Jahre unfallfreies Autofahren in der Schweiz anrechnen, obwohl ich keinen Versicherungsnachweis zeigen kann, da ich noch nie ein eigenes Auto besessen habe. Nun ist alles bereit. Ich sende meinen Versicherungsnachweis an den Autoverkäufer und dieser löst den Truck auf meinen Namen ein. Endlich kann ich mein Auto abholen. Nur den Dachträger konnten sie mir nicht montieren, weil dieser noch nicht geliefert worden war.
Truckausbau
Nun habe ich mein erstes eigenes Auto mit viel Stauraum und vier grossen Kisten voll Ausrüstung, welche ich gerne mitnehmen möchte. Zuerst stellt sich die Frage, wo ich schlafe. Ich habe zwei Zelte und einen Biwaksack dabei, die alle einen trockenen Boden benötigen. Ich beschliesse meine Wohnung auf vier Rädern um ein Zimmer zu erweitern und informiere mich über Dachzelte. In der Schweiz habe ich schon einige angeschaut und bin immer wieder auf die Marke Autohome gestossen. Diese Dachzelte aus Italien gibt es auch in Kanada zu kaufen. Sie sind aber sehr teuer, um die 5'000 CA$. Es gibt auch eine kanadische Firma Treeline, welche Dachzelte in der Nähe von Calgary verkauft. An diesen Dachzelten gefallen mir insbesondere die vielen Fenster auf allen Seiten inklusive zwei Dachfenster. Ich reserviere mir eines und werde es auf dem Weg nach Alaska abholen.
Gepäck
Somit steht nun die gesamte Ladefläche als Stauraum für mein Gepäck zur Verfügung. Im Internet gibt es Unmengen an Beispielen von verschiedenen Heckauszügen. Die meisten arbeiten mit Schwerlast-Auszügen und Aluminiumprofilen. Im Blog Desk to Glory entdecke ich einen Auszug aus Holz mithilfe von kleinen Möbelrollen. Die Idee und die simple Ausführung gefallen mir. Im Homehardware decke ich mich mit Baumaterialien ein und beginne mit dem Zuschneiden von Mehrschichtplatten für zwei grosse Schubladen. Unterdessen bestelle ich im Internet einen Gaskochherd mit zwei Kochplatten inklusive Backofen. Um letzteren in die Schubladen einzubauen, muss ich die eine schon wieder umändern. Nun habe ich eine Schublade mit einer Unterteilung für meine Kleider und einer Abdeckplatte, damit ich die ausgezogene Schublade als Küchenarbeitsfläche nutzen kann. In der zweiten verstaue ich den Kochherd und das Küchenmaterial. Zuhinterst bleibt etwas Platz frei für meine Zelte und alles, was ich seltener brauche. Den Wasserkanister und die Gasflasche montiere ich auf meine Holzkonstruktion und befestige sie während der Fahrt mit einem Spannset.
Elektronik
Um all meine Geräte mit Strom zu versorgen habe ich eine 1'000 Watt Lithium Batterie und ein mobiles 100 Watt Solarpanel von Goal Zero gekauft. Beides ist nicht fest verbaut und liegt meistens zusammen mit dem Elektrozeugs auf der Rückbank in der Fahrerkabine. Die Batterie kann ich auch über die Steckdose und die Lichtmaschine des Autos aufladen. Meistens genügt aber das Solarpanel. Viel Storm brauchen die Drohnen Akkus, mein MacBook und der Kühlschrank. Kamera Akkus und das Handy fallen nicht ins Gewicht.
Sonnen- und Regenschutz
Um auch bei Regen im Trockenen zu kochen, leiste ich mir einen Regen- und Sonnenschutz auf der linken Autoseite. Dieser lässt sich um 270° bis übers Heck ausfahren. Bis jetzt habe ich ihn zum Glück noch nicht oft gebraucht. Er erfüllt seine Funktion, doch beim zweiten Mal Öffnen ist ein Plastikgelenk gebrochen. Ich konnte es mit zwei Schrauben reparieren. Nachher habe ich gemerkt, dass es von Anfang an zwei Ersatzgelenke dabei hatte. Sicher wird eine Zeit kommen, in der ich das Dach öfters benutzen werde.
Im Grossen und Ganzen ist nun meine neue Wohnung so, wie ich sie haben wollte. Geländegängig, kompakt, ich bin viel draussen und erlebe das Wetter aber trotzdem gut geschützt, wenn es sein muss.
Alle meine Bilder dürfen für die private Verwendung als Hintergrund für den Computer, das Tablet oder das Smartphone verwendet werden. Für alle anderen Verwendungen brauchen Sie meine Einwilligung. Nehmen Sie bitte dazu Kontakt mit mir auf oder kaufen Sie eines meiner Bilder auf Papier gedruckt.