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Sveinstindur – Skælingar 27.7.

Speer und Mythen über dem rosa Nebel
Säntis 18.11.17
12. Februar 2018
Verborgener Wasserfall
Skælingar – Álftavötn 28.7.
17. März 2018
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Unseren nördlichsten Punkt der Tour haben wir erreicht. Wir nehmen Abschied vom Sveinstidnur und folgen der Skaftá Richtung Meer. Durch Schluchten und vorbei an Stromschnellen erreichen wir die Hochlandhütte Skælingar.

Sonnenaufgang?

Um 4:00 Uhr klingelt der Wecker. Nach dieser kurzen Nacht krieche ich aus dem Schlafsack und begebe mich nach draussen. Eigentlich hätte jetzt die Sonne aufgehen und mir einen traumhaften Sonnenaufgang bescheren sollen. Irgendwie wollte sie heute nicht. In solchen Augenblicken kommen einem schon Zweifel, wieso ich mich jeden Morgen so früh aus dem Schlaf reissen lasse. Ich erinnere mich an vergangene Morgen, wo alles gepasst hat. Leider klappt es nicht jedes Mal oder vielleicht ist das auch mein Glück. Andernfalls wäre es kein spezielles Ereignis mehr. Ich mache trotzdem einige Fotos und lege mich nochmals ins Zelt.

Morgensport

Um 6:45 Uhr klingelt der Wecker zum zweiten Mal. Wir stehen beide auf und packen unsere Ausrüstung zusammen. Die heutige Etappe wird lang, fast 20 Kilometer, weshalb wir vor dem Frühstück schon den ersten Teil hinter uns bringen wollen. Wir benutzen den Weg, welcher direkt zur Sveinstindur [Aussprache] -Hütte führt. Bergab ist das Wandern auf dem Vulkangestein auch mit schwerem Rucksack ganz angenehm. Kurz vor der Hütte entscheiden wir uns für eine Abkürzung. Der kürzeste Weg führt durch ein fast trockenes Bachbett. Auf halbem Weg entdecken wir die Wasserfassung und können der Leitung nach bis zur Hütte folgen. Diese ist menschenleer. Unser Müäsli-Frühstück verspeisen wir auf der Terrasse mit Blick auf den Fluss. Die kleine Unterkunft liegt nahe am Ufer der Skaftá [Aussprache] und sieht gemütlich aus. Wobei sie mit einigen Gästen sehr schnell ziemlich eng werden würde. Zum Glück sind wir mit dem Zelt unterwegs und deshalb nicht auf Hütten zum Übernachten angewiesen.

Skaftá - Der Gletscherfluss

Gestärkt machen wir uns auf den Weg. Die nächsten Kilometer führen uns am Westufer der Skaftá entlang. Bald werden wir von einer riesigen Stromschnelle überrascht. Der mächtige Gletscherfluss stürzt auf kurzer Strecke etwa 10 Meter in die Tiefe. Ein gewaltiges Schauspiel. Hier möchte ich nicht in die Fluten fallen, aber für ein Foto stehe ich trotzdem ins seichte Wasser. Die Skaftá wird hauptsächlich aus dem Schmelzwasser des Vatnajökull [Aussprache] gespiesen. Daher kommt die trübe Farbe. Der Gletscher schleift über Jahrhunderte alte Steine und Felsen zu feinem Sand. Dieser wird mit dem Schmelzwasser bis ins Meer gespült. Erst nach einer grösseren Pause kann ich mich wieder von diesem Ort losreissen. Über eine mondähnliche Landschaft bewegen wir uns immer weiter weg vom Ufer der Skaftá, bis wir erneut in ein Tal hinunter schauen können. Die Hvanngil [Aussprache] fliesst hier in die Skaftá. Diesen Fluss müssen wir überqueren, um weiter zu kommen. Hier haben sich anscheinend vor einigen Tagen andere Wanderer noch bis zu den Hüften durch den Schlamm gekämpft. Wir wechseln erst mal die Schuhe und waten durch den ersten kleinen Seitenarm. Nun gibt es zwei Wege. Beide führen zuerst durch die Hvanngli, aber danach kann man entweder nach links am Ufer entlang oder nach rechts und den Hügel hoch steigen. Das Ufer linkerhand sieht sehr steil aus und wir vermuten, man müsste da durchs tiefe Wasser stapfen, sofern das überhaupt möglich ist. Wir entscheiden uns deshalb für den Weg nach oben. An der flachsten Stelle steigen wir aus dem Tal hinaus. In die tauben, kalten Füsse kehrt langsam aber schmerzhaft wieder Leben ein. Wir sind froh, dass die Sonne immer mehr zum Vorschein kommt und uns wieder aufwärmt. Weil wir nicht genau wissen, ob noch mehr Furten kommen, wandern wir den nächsten Kilometer in den Crooks über die Wiese. Kurze Zeit später stehen wir wieder über einem Tal. In Island gibt es zum Glück nur wenige unbegehbare Felswände. Die isländischen Berge, alle vulkanischen Ursprungs, zeigen fast ausschliesslich diese typische Kegelform, oben steil und gegen unten flach auslaufend. So finden wir auch ins nächste Tal einen gangbaren Weg. Nun wieder mit den Wanderschuhen an den Füssen umrunden wir einen kleinen See an dessen Westufer. Eigentlich müsste man an diesem Ort das Zelt aufschlagen und die wunderbare Umgebung geniessen.

Uxantindaglijúfur

Wir wandern weiter und stehen am Eingang der Schlucht Uxantindaglijúfur [Aussprache] . Der Eingang wird von zwei grossen Lavaskulpturen flankiert und weckt unweigerlich Erinnerungen an die Herr-der-Ringe-Filme. Der Wanderweg ist in der Schlucht gut sichtbar und überquert immer wieder den kleinen Bach. Doch der niedrige Wasserstand zwingt uns nicht zum Schuhe wechseln. Es sind nur noch wenige kleine Schneefelder vorhanden, welche es zu überqueren gilt. Bei anderen Verhältnissen wäre diese Schlucht eine wahre Knacknuss. Bei Sonne und wenigen Regentropfen kommen wir gut voran und erreichen nach einer guten Stunde wieder offenes Gelände. Bald kreuzen wir die Piste Skælingar [Aussprache] – Blautulón [Aussprache] und stehen am gleichen Punkt wie vor drei Tagen. Die erste Runde ist erfolgreich geschafft. Wir sind beide noch fit und zuversichtlich, dass wir auch die nächsten Tage geniessen können.

Stóragil

Noch vier Kilometer bis zur Skælingarhütte. Wir verlassen die Piste sofort wieder und suchen den direkten Wanderweg durch die Täler des Stróragil [Aussprache] . Über weiche Lavasteine und vorbei an Moosflächen erreichen wir die kleinen «Sirup» Bäche mit ihrem leuchtend grünen Uferbewuchs. Kurz vor unserem Ziel entdecken wir einen mittelgrossen Wasserfall. Er würde sich fast als Dusche anbieten nur leider zu kalt. Fotostopp.

Skælingar

Als wir bei der Hütte ankommen ist es schon nach 19:00 Uhr, aber wie im Norden üblich im Sommer noch taghell. Wir waschen unsere meist gebrauchten Kleider und hängen sie in der Hütte über dem Gasofen zum Trocknen auf. Die Wäscheleinen und den Esstisch teilen wir uns mit drei Franzosen. Auf französisch und englisch tauschen wir uns über unsere begangenen Routen und die Pläne für die nächsten Tage aus. Sie erzählen uns von einem Blauen Berg in der Nähe von Landmannalaugar [Aussprache] und geben uns seine Koordinaten bekannt. Mal sehen ob wir am Ende unserer Reise noch Zeit finden diesen zu besuchen. Heute Abend essen wir je eineinhalb Trek’n Eat, da wir immer noch zuviel dabei haben. Es gibt Jägertopf mit Rindfleisch und ein halbes Lachspesto mit Pasta für mich. Beides schmeckt sehr lecker. Um die Zeit für Zeltaufbau- und Abbau zu sparen, richten wir unser Schlaflager in der zweiten kleinen Hütte ein. Leider kostet uns das am nächsten Tag viel mehr Zeit, aber das können wir heute noch nicht wissen. Ich schreibe meine Tagesnotizen in mein Heft und gehe zum Sonnenuntergang nochmals nach draussen.

Sonnenuntergang

Um 22:30 stehe ich vor unserer Unterkunft. Die Sonne ist schon hinter den Hügeln der Eldgjá [Aussprache] verschwunden, doch die Wolken am Himmel werden noch angestrahlt. Ich positioniere mich zwischen den Lavaskulpturen und beginne mit dem Fotografieren. Weiter zieht es mich zum Fluss, der sich hier in harmonischen Kurven durch das Tal schlängelt. Das Himmelsleuchten wird immer stärker, ich traue meinen Augen kaum. Zum Glück verschwindet die Sonne so weit im Norden nur ganz langsam. So kann ich das Abendrot voll auskosten. Mit der Kamera und dem Stativ in der Hand laufe ich den Fluss hoch und runter, um immer wieder neue Perspektiven zu finden. Im Wasser spiegeln sich die farbigen Wolken und lassen den kleinen Fluss in allen Farben leuchten. Erst nach 45 Minuten lässt das Naturspektakel nach und ich komme wieder zur Ruhe. Ein traumhafter Abend. Überglücklich gehe ich zurück zur Hütte und kuschle mich in meinen Schlafsack. Gute Nacht.

1 Comment

  1. Audrey sagt:

    Danke für Dein Feedback Jochen ?

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