Dust Devil Mining September 2020
19. Januar 2021Pazifikküste und Seattle Oktober 2020
6. Februar 2021Im September erlebe ich die Waldbrände in Oregon hautnah. Die Luft ist voller Rauch, es kratzt im Hals und die Sicht ist auf wenige Meter beschränkt. Eine Woche sind wir im Haus eingesperrt, bevor ich wieder nach draussen kann, um die Gegend zu erkunden.
20
Tage
32°C
Temperatur
1183km
Strecke
Übernachtung
19
Haus
1
Biwak
Flucht vor dem Rauch
Nach zwei Nächten an einem Bergsee ohne Blick auf die Berge, weil der Rauch der Waldbrände so dicht ist, besuche ich Trude, eine weitere entfernte Verwandte meines Onkels, in Sisters, Oregon. Zuerst werde ich von ihrem Hund Max begrüsst. Er springt bellend zu mir. Schon bald werden wir Freunde sein. Trude lebt seit ihrer Pensionierung vor 3 Jahren hier in Oregon auf dem Land. Ihr Anwesen umfasst neben einem schönen Haus, eine Werkstatt und einen grossen Umschwung von 10'000 m2. Die erste Woche sind wir nur im Haus. Die Waldbrände in Oregon wüten dieses Jahr besonders stark. Das nächste Feuer ist 30 Kilometer entfernt und egal aus welcher Richtung der Wind bläst, er bringt immer Rauch mit sich. Die täglichen News von Central Oregon zeigen uns Tag für Tag, dass wir die schlechteste Luftqualität des ganzen Bundesstaates haben. Die Feinstaubbelastung beträgt immer um die 500 AQI. Für den Hund Max ist es eine Qual, nicht mindestens in die Wiese vor dem Haus hinaus springen zu können. Wir spielen mit ihm im Haus und diskutieren die politische Lage in den USA.
Trump, die Waldbrände und der Klimawandel
Mitte September erklärt Präsident Trump die Waldbrände an der Westküste der USA im Fernsehsender Fox News. Es ist herrlich ihm zuzuhören. Er packt dieselbe Geschichte aus wie vor zwei Jahren. Doch dieses Mal nimmt er als Referenz nicht Finnland sondern Österreich. «Unsere Nachbarn leben anscheinend in Waldstädten und sie haben viele explodierende Bäume. Doch die Österreicher bewirtschaften ihre Wälder eben besser. Sie räumen das Laub und die umgefallenen Bäume auf. An der Westküste hingegen bleiben die Bäume am Boden liegen, trocknen aus und nach 18 Monaten explodieren sie.» Auf die Anmerkung, dass die Waldbrände mit dem Klimawandel zusammenhängen, meint Trump nur, es werde kälter, wir müssten nur warten. Die Wissenschaft wisse das nur nicht. Seine Aussagen werden zu Running Gags unter uns. «The scientists don’t know» kommt immer dann zum Zug, wenn wir etwas nicht wissen, und als sich die Luftqualität wieder bessert und wir Ausflüge unternehmen, warnen wir uns gegenseitig vor herumliegenden Bäumen. «Wer weiss, wie alt sie sind. Sie könnten jeden Moment explodieren» Die Klimademo in Bend verpassen wir leider. Sie hat hier nicht am globalen Streikfreitag stattgefunden sondern eine Woche früher.
Der politische Ton in den USA
Die grösste Stadt in Oregon ist Portland. Gemäss meinem Reiseführer die Geburtsstadt der Umweltbewegung in den USA. Hier auf dem Land wird sie nur Shithole oder Toilet genannt. Der Graben zwischen der konservativen Landbevölkerung und den Menschen in den grösseren Städten in Oregon ist gross. Die ländliche Gegend in Ost- und Zentraloregon fühlt sich von den Städten an der Küste regelrecht übergangen und vergessen. So ist es auch nicht selten, dass die Gouverneurin nur noch «die Bitch» genannt wird oder man Fahnen mit der Aufschrift «Fuck Kate Brown» sieht. Auch im Fernseher gibt es viel politische Werbung. Das ist für mich als Schweizer ungewohnt, aber noch ungewohnter ist die Negativ-Werbung, welche von beiden Parteien betrieben wird. Mit einer Zukunftsidee und Vision für dieses Land hat das nicht viel zu tun. Es geht nur darum, was der Gegenkandidat alles schlecht gemacht hat. Die uninformierten Bürger sind ein anderes Klischee der USA. Man kann es ihnen nicht verübeln. Mit Trude sehe ich mir die lokalen News an, um über die Waldbrände informiert zu bleiben. Die einstündige Sendung nehmen wir auf, um sie etwas zeitversetzt zu sehen, denn nach jeder Newsmeldung kommt ein mindestens gleich langer Werbeblock. Die Wetterprognosen werden einem in dieser Stunde drei Mal präsentiert. Dazu kommen noch seltsame Beiträge über die Naherholungsgebiete, welche eher Tourismus-Werbung sind, oder historische Beiträge, in denen ein Kriegsveteran porträtiert wird. Bei solchen lokalen News kann ich jeden verstehen, der sich nicht über den Fernseher auf dem Laufenden hält.
Ölwechsel und Zündkerzen ersetzen
Ein Licht im Dashboard leuchtet immer mal wieder auf. Das erste Mal bemerkte ich es in Alaska. Dann verschwand es wieder und leuchtete in unregelmässigen Abständen wieder auf. Trude hat 30 Jahre als Mechanikerin für Toyota gearbeitet. Die perfekte Gelegenheit sich dieses Problem einmal genauer anzusehen. Wir fahren zum nächsten Autoshop und schliessen den kleinen Computer an den OBD-Port. Er diagnostiziert ein Missfire in Zylinder 5. Zuhause tauschen wir die Zündkerzenkabel von Zylinder 5 und 1. Der Fehler bleibt und liegt noch immer beim Zylinder 5. Daher muss es wohl die Zündkerze sein. Ich kaufe acht neue Zündkerzen und mache mich an die Arbeit. Schnell stellt sich heraus, die Zündkerze von Zylinder 5 konnte nicht mehr funktionieren. Die Metallspitze, um den Funken zu generieren, ist komplett verbrannt. Vermutlich wurden die Zündkerzen nicht ersetzt, bevor mir das Auto verkauft wurde. Daher wechsle ich alle acht aus. Das ist eine mühsame Arbeit. Die Zündkerzen klemmen richtig fest, insbesondere Nummer 7 und 8 ganz hinten sind schwer zu erreichen. Es ist heiss, die Wüstensonne brennt, doch nach einigen Versuchen habe ich alle entfernt und kann die neuen einsetzen. Wenn wir schon am Auto am Arbeiten sind, führen wir gleich auch einen Ölwechsel durch. Trude lehrt mich, wie das geht. Mein Truck ist wieder fahrtüchtig und bereit für den nächsten Ausflug.
Painted Hills und Smith Rock
Wir fahren gegen Osten, hinein in die Wüste von Oregon. Nach zwei Stunden erreichen wir die Painted Hills. Auf mehreren kleinen Spaziergängen betrachten wir die farbigen Hügel aus verschiedenen Blickwinkeln. Auf dem Rückweg besuchen wir die kleine Ortschaft Mitchell, um einen Sticker für den Truck zu finden. Der einzige Laden zeigt im Schaufenster schon Flagge. Mit grossen Buchstaben steht da GOD ・GUNS ・TRUMP. Es ist dann auch erst mein zweiter Laden, in dem die Verkäuferin keine Maske trägt.
Ein weiteres Highlight ist der Smith Rock State Park. Er liegt ausserhalb von unserem Nachbardorf Redmond. Der Crooked River schlängelt sich hier in Schlaufen um die Roten Felsen. Wir begeben uns auf den Fünf-Meilen-Rundweg und können so auch die Aussicht von oben geniessen. Schlangen sehen wir leider nicht, doch viele Wasservögel. Hierher muss ich im Winter zurückkommen, mit etwas Schnee auf den Spitzen würden diese Roten Felsen toll aussehen.
Newberry Volcano und Obsidian Flow
Ein weiterer Ausflug führt uns in den Süden zum Newberry Crater. Die Aussicht vom Paulina Peak verwehren uns die Wolken. Doch durch den Regen am Boden glänzt das Obsidian Feld noch schöner. Das schwarze gläserne Gestein kam durch einen Vulkanausbruch an die Oberfläche und bildet nun ein unbewachsenes Feld mitten im Wald. Weiter nördlich befinden sich weitere Lavafelder. Hier wurden Bäume vom Lavastrom überrascht und verbrannt. Anzeichen der Bäume sind noch heute zu sehen. Das flüssige Gestein ist rund um die Bäume erstarrt und nun finden sich überall kreisrunde Löcher im Boden.
Eine Nacht auf der South Sister
Wenn ich am Morgen im Hot Tube sitze, sehe ich 29 Kilometer entfernt The Three Sisters. 2‘000 Meter überragen sie Zentraloregon und sind damit die markantesten Berge hier in der Umgebung. Der südliche Gipfel ist leicht zu besteigen. Vom Devils Lake führt ein Wanderweg 1‘500 Meter empor bis auf den Gipfel. Ich entscheide mich auf dem Gipfel zu übernachten. Um den Mittag mache ich mich auf den Weg, zuerst noch im Schatten der Bäume und später über die sandig, kiesige Südflanke. Es wird immer steiler, bis ich am Kraterrand ankomme. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne scheint noch immer, doch auf dem Gipfel auf 3‘145 m ü. M. bläst ein kalter Wind. Ich bin nicht der erste, der hier übernachtet. Frühere Gäste haben runde Steinmauern als Windschutz aufgebaut. Ich mache es mir in einem dieser Ringe gemütlich und koche mein Abendessen. Zum Sonnenuntergang steige ich auf den höchsten Punkt mit einem wunderbaren Blick auf die Middle- und North-Sister. Als ich kurz vor Sonnenaufgang aufstehe, sind schon die ersten Wanderer hier. Ich geniesse den Sonnenaufgang und packe meinen Schlafsack und die Matratze wieder zusammen. Bergab komme ich gut voran. Das lose Vulkangestein federt jeden meiner Schritte ab. Ohne den kühlenden Wind komme ich trotzdem ins Schwitzen.
Annakolibri
Rund ums Haus haben wir verschiedene Vogelhäuschen. Mehrere davon füllen wir mit Zuckerwasser für die Kolibri. Hier besuchen uns die Annakolibris. Insbesondere am Morgen und am Abend suchen sie den Nektar-Ersatz auf. Es hätte genügend Platz für mehrere Kolibris. Doch sobald ein zweiter auftaucht, beginnt ein Kampf in der Luft um den Futterplatz.
Alle meine Bilder dürfen für die private Verwendung als Hintergrund für den Computer, das Tablet oder das Smartphone verwendet werden. Für alle anderen Verwendungen brauchen Sie meine Einwilligung. Nehmen Sie bitte dazu Kontakt mit mir auf oder kaufen Sie eines meiner Schweizer Bilder auf Papier gedruckt.