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Corona Stay at Home in Boise April 2020

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Das Corona Virus zwingt mich zu einer Reisepause. Ich habe Glück und kann diese ausserordentliche Zeit bei Sharla und John in Boise verbringen. Ich geniesse die gute Gesellschaft und die Zeit im Haus mit allen Annehmlichkeiten.

Übernachtungen

Hotel
53

Haus

Dachzelt
6

Dachzelt

Sonnenaufgang

7:01

Sonnenaufgang
Sonnenuntergang

20:29

Sonnenuntergang

Ankunft bei John und Sharla in Boise

In Boise bei Sharla und John darf ich es mir in der Einliegerwohnung gemütlich machen. John ist der Cousin des Mannes meiner Tante. Wir sind also sozusagen Verwandte. Sie wohnen für mich genau am richtigen Ort, nun da sich das Corona Virus überall ausbreitet. Ich werde herzlich empfangen und komme genau rechtzeitig zum Pizza Abendessen. Sharla und John sind im Alter meiner Eltern, aber schon pensioniert. Ihre vier Kinder wohnen nicht mehr bei ihnen, daher hat es viel Platz im Haus. Im grossen Garten steht ein Spielplatz für die Grosskinder und ein Hot Tub, welcher regelmässig genutzt wird.

Stay at Home Empfehlung für Idaho

Wenige Tage nachdem ich in Boise eintreffe, bittet der Gouverneur von Idaho alle Menschen, sie sollen wenn möglich zuhause bleiben. Damit steht nun auch für mich das Programm für die nächsten Tage oder vielleicht sogar Wochen fest. Zum Glück darf ich bei John und Sharla bleiben, so lange ich möchte. Hier in Idaho sind die Schulen geschlossen, die Restaurants haben nur noch einen to Go Service oder Drive Through. Offen sind noch die Einkaufsläden und Baumärkte. Wir beginnen unseren Tag jeweils mit einem Bad im Hot Tub. Zwischen sieben und acht schleppe ich mich noch ganz verträumt aus dem Bett und lege mich für eine Stunde ins warme Wasser. Meinen Kaffee kann ich noch nicht trinken, der wäre zu warm. Ich muss kaltes Wasser trinken, um das heisse Bad von 39°C zu geniessen. Danach frühstücken wir zusammen und auch ich gönne mir eine Tasse Kaffee. Es gibt Eier, Speck, Waffeln, Pan Cakes, Oatmeal oder Apfelkuchen mit Vanilleglace. Nun sind wir bereit für den Tag. John hat einen einfachen VW Käfer mit einer nicht originalen Cabrio Karosserie in der Garage, an dem es noch einiges zu schrauben gibt. Sharla bereitet den Garten vor und ich überlege mir, wie es weiter gehen soll. Zwischen fünf und sechs gibt es meistens Abendessen. Danach sehen wir gemeinsam einige Folgen von Bosch, Endeavour, Burn notice oder einen Film aus ihrer DVD-Sammlung. Dazu gibt es nicht selten eine grosse Schüssel Popcorn.

Reisepause wegen dem Corona Virus

Langweilig wird es mir nicht. Ich habe noch so viele Fotos und Reiseberichte vom vergangenen Jahr, welche aufbereitet werden müssen. Daher mache ich mich an die Arbeit und hoffe in dieser Zeit meine Website auf den aktuellen Stand zu bringen. Die Berichte sind mehrheitlich geschrieben. Das wäre sonst zu mühsam sich an alle Ereignisse zu erinnern. Doch die Fotos müssen noch ausgewählt und alle Informationen für die Website aufgearbeitet werden. Das nimmt pro Bericht doch mehrere Stunden in Anspruch. Zusätzlich eignet sich die Zeit hervorragend, um in die Schweiz zu telefonieren. Viele meiner Freunde sind auch zuhause und gut erreichbar. So verbringe ich einige Stunden mit Telefonieren. Ich entdecke auch, dass man Dominion, mein liebstes Kartenspiel, online spielen kann. Über das Telefon verbinde ich mich per Video-Telefonie nach Hause und gleichzeitig spielen wir am Computer online Dominion gegeneinander. Es ist fast wie wenn man sich gegenüber am Tisch sitzt. Wir sehen uns und hören uns und können miteinander spielen. Man kann sogar Chips essen, ohne die Karten schmutzig zu machen und das Mischen und Punktezählen erledigt auch der Computer für einem. So ergeben sich grössere und kleinere Familientreffen und es kommt auch vor, dass wir vier Stunden am Stück Dominion spielen. Mir macht es richtig Spass.

Zusätzliche Solarpanels

Letzten Sommer in Alaska hat mein faltbares 100 Watt Solarpanel gut ausgereicht, um meinen Stromverbrauch zu decken. Den Kühlschrank musste ich nicht so oft einschalten, da es über Nacht meistens stark abkühlte und auch am Tag war es selten richtig heiss. Das wird sich in Zukunft ändern, je weiter ich in den Süden fahre. Daher habe ich zwei zusätzliche 100 Watt Panels bestellt, welche ich fix auf mein Autodach kleben möchte. Die beiden Panels werden nach Boise geliefert. Doch es fehlt noch das Adapterkabel von den Panels zu meiner Batterie. Als auch dieses bei mir ankommt, muss ich noch Verlängerungskabel bestellen. Zum Glück habe ich Zeit und schlussendlich ist alles da. Mit Silikon und Gorillatape klebe ich die Panels auf mein Kabinendach und bohre ein Loch in den Boden, um die Kabel ins Innere zu führen. Nun sollte ich gerüstet sein, um den Kühlschrank im Dauerbetrieb zu benutzen. Die neuen Panels sind auch wesentlich effizienter. Ich gewinne teilweise bis zu 80 Watt pro Solarpanel. Das entspricht etwa der doppelten Ausbeute im Vergleich zu meinem bisherigen.

Gartenarbeiten

Ich biete immer wieder meine Hilfe an, doch viel zu tun gibt es nicht. Als John und Sharla sich entscheiden, den Spielplatz in ihrem Garten zu verschieben, werde ich doch noch gebraucht. Wir bauen die Holzkonstruktion mit Rutschbahn und Schaukel ab und in etwas geänderter Form an einer anderen Stelle wieder auf. Zusätzlich muss der Sand verschoben werden, wir verteilen neuen Humus und legen die gekauften Rasenstücke aus, damit alles direkt wieder nutzbar ist. Hier in der Wüste würde ohne Bewässerung nichts wachsen. John kann seine Rasensprinkleranlage per App steuern. Auch einige neue Bewässerungsrohre verlegen wir. Während der Gartenarbeiten durchtrennen wir zwei Mal das Internet Kabel. Das erste Mal nur unsere Hauszuleitung, genau während ich am Telefonieren bin. Das zweite Mal kappen wir auch die Verbindung der Nachbarn. Doch innert weniger Stunden wird eine Ersatzleitung verlegt. Zu unserer Verteidigung müssen wir sagen, dass die Kabel hier weder besonders tief noch ausreichend geschützt verlegt sind.

Digitalisierung bis in den Gottesdienst

Wenn das Internet funktioniert, wird es ausgiebig genutzt. Nicht nur ich nutze die Vorteile der Videotelefonie, auch die Grosskinder und Kinder melden sich häufig auf diese Weise bei Sharla und John. Der Gottesdienst wird per Facebook live übertragen. Nur John fährt noch in die Kirche, um Gitarre zu spielen und so mit wenigen anderen für die musikalische Unterhaltung zu sorgen. Wir diskutieren häufig die Unterschiede der Gottesdienste in der Schweiz und der USA. Die katholischen Messen, wie ich sie kenne, sind viel stärker strukturiert und das Publikum ist wohl mehrheitlich älter als in den USA.

Ein neues Zuhause

Ich geniesse es sehr unter Menschen zu sein, zusammen Abend zu essen und gemeinsam Filme oder Serien zu sehen. Nach kurzer Zeit fühle ich mich wie zuhause bei John und Sharla. Die Nähe von bekannten Menschen tut mir gut. Auch wenn wir manchmal gar nicht so viele Worte wechseln, weil ich am Morgen im Hot Tub erst noch erwachen muss und sie am Abend, wenn es eindunkelt, müde werden. Dazwischen gibt es immer wieder Momente, wo wir alle wach sind und über die Unterschiede zwischen den USA und der Schweiz diskutieren. Im Garten höre ich eifriges Vogelgezwitscher. Es hat viele Tauben in den umliegenden Bäumen und auch Eichhörnchen. Sie benutzen den Holzzaun, um von einem Baum zum nächsten zu gelangen. Das mache ich mir zu nutze und installiere meine GoPro auf dem Zaun. Es entstehen einige Stunden Filmaufnahmen, um die wenigen Momente zu erwischen, in denen die quirligen Tierchen über meine Kamera huschen. In der Zwischenzeit versuche ich mich wieder im Klavierspielen. Nach etwa 15 Jahren ohne Klavierunterricht nehme ich mir Youtube als Klavierlehrer. Das klappt gar nicht schlecht. Doch schlussendlich ist die Reisepause zu kurz oder ich zu wenig talentiert um "Für Elise" komplett zu spielen.

Lockerung der Massnahmen und ein schwerer Abschied

Anfangs Mai werden die Corona Massnahmen auch in Idaho langsam zurückgefahren. Der Bundesstaat mit 1,6 Millionen Einwohnern hat 2‘626 Infizierte und 79 Todesfälle (Stand 25. Mai 2020) . Nachdem die Nationalpärke in Utah bekannt geben, ihre Sehenswürdigkeiten wieder zu öffnen, kommt für mich die Zeit meine Reise weiter zu führen. Es fällt mir wie immer schwer lieb gewordene Freunde zu verlassen. Es wäre einfacher sich nicht auf Leute einzulassen, dann blieben mir die schweren Abschiede erspart. Doch die neuen Bekanntschaften sind gerade das Schönste am Reisen und so lebe ich eben mit einem ständigen Auf und Ab und einem kleinen Reisetief nach jedem Abschied. Vielen lieben Dank liebe Sharla und lieber John für die wunderbare Zeit mit euch.

Balanced Rock

Im Süden von Idaho befindet sich der Balanced Rock, ein grosser Steinpilz, welcher in der Nähe eines kleinen Baches steht. Auf dem freien Campingplatz am Bach verbringe ich drei Nächte. In der sonst staubtrockenen Landschaft ist dieses Fliessgewässer eine kleine Oase. Es hat sehr viele Vögel und sogar ein Biber schaut eines Abends vorbei. Zwischen den hohen Felswänden kommt die Sonne erst spät zum Vorschein. Ich liege etwas länger im Zelt und beobachte durch das Fenster wie mehrere Polizeiautos ans Ende des Campingplatzes fahren. Was ist da los? Gestern hat ein Paar einen alten lotterigen Wohnwagen abgestellt. Vielleicht ist damit etwas nicht in Ordnung? Doch die Polizisten stehen eher bei den vier Reisenden, welche auch mit dem Dachzelt unterwegs sind. Ich sehe wie ein Ambulanzfahrzeug den Platz verlässt und im Verlauf des Morgens fahren auch alle Polizisten davon. Später erfahre ich, dass jemand über Nacht gestorben ist. Anscheinend wurde er oder sie heute Morgen tot im Zelt aufgefunden. Näheres erfahre ich nicht. Die Abenteuer beginnen also wieder. Ich hoffe doch sehr, dass ich in den nächsten Tagen erfreulichere Geschichten erleben darf.

12 Mile Hot Spring

Etwas ausserhalb von Wells soll es einen schönen Hot Spring geben. Ich fahre über Feldwege und biege in eine holprige Piste ab, die in ein Tal führt. Über die äusserst unebene Piste komme ich nur sehr langsam voran. Doch nach zwei Bachdurchquerungen sehe ich den natürlichen Pool. Ein anderer Camper mit Dachzelt ist auch schon vor Ort. Ich stelle mein Auto auf dem noch letzten ebenen Platz ab und setze mich ins warme Wasser. Nach und nach kommen auch andere Badelustige hinzu. Eine Gruppe von Jugendlichen baut ihr Zelt auf und hört lautstark Musik. Doch in den Hot Spring kommen sie nicht. Nach mehreren Stunden im Wasser koche ich mir ein schnelles Abendessen und lege mich schlafen. Am frühen Morgen höre ich immer wieder Geräusche, lautes Gehupe und einen Helikopter vorbei fliegen. Doch ich lasse mich nicht irritieren und ruhe weiter in meinem Bett ohne die Fenster zu öffnen. Als ich dann doch aufstehe, sehe ich als erstes das Auto der Jugendlichen ganz schön schief im Strassengraben stehen. Später erfahre ich, dass es heute Morgen unter den dreien einen Streit gab, bei dem jemand sogar ein Messer gezückt hatte. Der Helikopter war hier, um eine Verletzte abzuholen, und die stark alkoholisierten Streithähne wurden von der Polizei abgeführt. Das alles habe ich verpasst, obwohl mein Auto nur etwa 40 Meter davon entfernt war. Ich hoffe mal, es geht nicht so weiter, dass alle zwei Tage die Polizei dort auftaucht, wo ich meine Nacht verbringe.

Sevier Lake in Utah

Nach dem Hot-Spring-Polizei-Abenteuer mache ich mich auf den Weg nach Utah. Durch Nevada komme ich zügig voran. Die Landschaft ist geprägt von trockenen Wiesen mit wenigen Büschen und vereinzelten Bäumen. Am Horizont hat es kleinere Berge, die teils noch Schneefelder enthalten. Als ich die Grenze nach Utah passiere, liegt ein grosser trockener See vor mir. Ich biege auf einen kleinen Feldweg ab und fahre anschliessend querfeldein auf eine kleine Erhebung. Das ist toll an dieser spärlich bewachsenen Landschaft, man kann überall hinfahren und so ganz frei seinen Stellplatz wählen. Mit Blick auf den ausgetrockneten See baue ich mein Lager auf und geniesse den Sonnenuntergang. Um das Alleinsein besser zu ertragen, mache ich einen Spaziergang in Richtung Wasser. Gestern dachte ich mit der Drohne Wasser gesehen zu haben. Doch heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich gehe mitten auf den vermeintlichen See zu, doch ich sehe nur trockenen Sand. Nach dem Spaziergang schneide ich mir selber die Haare. Von hier aus sollte ich es in einem Tag in den Capitol Reef Nationalpark schaffen. Mein nächstes Ziel.
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Alle meine Bilder dürfen für die private Verwendung als Hintergrund für den Computer, das Tablet oder das Smartphone verwendet werden. Für alle anderen Verwendungen brauchen Sie meine Einwilligung. Nehmen Sie bitte dazu Kontakt mit mir auf oder kaufen Sie eines meiner Schweizer Bilder auf Papier gedruckt.

2 Comments

  1. Heidi Heckel sagt:

    Hoi, Elias,

    aufmerksam geworden durch einen Bericht im Tagesanzeiger habe ich neugierig Deine Website besucht. Du findest meine Hochachtung bezüglich der Bilder, der Reiseberichte und den Mut, den Du aufgebracht hast, solch eine Reise zu unternehmen. Gerade in dieser Zeit ist es nicht leicht.

    Ich wünsche Dir weiterhin gute Fahrt mit vielen wunderschönen Momenten und guten Begegnungen.

    Die grosse Herausforderung besteht darin, überhaupt aufzubrechen, vermeintliche Sicherheiten hinter sich zu lassen und stattdessen der Ungewissheit des Weges zu begegnen. Der Weg entsteht dann wie von selbst.

    Gib auf Dich acht und bleib gesund.

    Herzliche Grüsse aus der Heimat (aus Kreuzlingen)

    Heidi Heckel

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