Pazifikküste und Seattle Oktober 2020
6. Februar 2021Mount Rainier und Mount Adams Oktober 2020
20. Februar 2021In Washington besuche ich den Olympic Nationalpark mit seinen mystischen Regenwäldern und den bekannten Küstenstränden. An einem dieser Strände rutsche ich aus und gehe unfreiwillig baden.
12
Tage
-2 bis 16°C
Temperatur
843km
Strecke
Übernachtung
1
Hotel
9
Dachzelt
2
Kaitum
Dungeness National Wildlife Refuge
In Seattle steuere ich die Fähre an, um auf die Insel Whidbey Island zu kommen. Erst als wir kurz vor Kingston sind, bemerke ich meinen Fehler. Ich wollte die Fähre in nördlicher Richtung nehmen. Nun hat mich das Schiff direkt auf die Olympic Halbinsel gebracht. Okay, dann verpasse ich eben die andere Insel. Ich steuere das Dungeness National Wildlife Refuge an. Einen Übernachtungsplatz am Meer suche ich vergebens. Überall ist Übernachten verboten oder es ist privates Land und ich komme erst gar nicht ans Wasser. Mir bleibt nichts anderes übrig als der Zeltplatz. Mitten unter grossen Bäumen baue ich mein Lager auf. Ich mag die offenen sonnigen Flächen lieber. Zwischen den Bäumen trocknet das Zelt schlecht und die Solarpanels laden nicht. Der Landspitz, der hier ins Meer hinaus ragt und von einem Leuchtturm abgeschlossen wird, ist über fünf Meilen lang. So weit hinaus wandere ich nicht. Doch genügend lange, um die kommende Flut zu bemerken.
Sol Duc Wasserfall
Mangels Alternative parkiere ich zum Übernachten am Strassenrand. Am Morgen spricht mich ein Autofahrer an und empfiehlt mir, die Sol Duc Falls zu besuchen. Im Fluss könne man um diese Zeit die Lachse springen sehen. Lachse sehe ich leider keine. Aber der Weg durch den noch triefend nassen Regenwald ist wunderbar. Ich lege einige Fotostopps auf dem Weg zum Wasserfall ein. Auf dem Rückweg finde ich wieder Angel Wings, die Pilze aus Alaska, und pflücke mir einige Exemplare fürs Abendessen.
Am Ende des Waldweges
Zum Übernachten fahre ich an einen besonderen Ort. In der iOverlander App hat jemand einen Platz am Ende einer Forststrasse beschrieben. Zuoberst auf der Hügelkuppe mit einer Rundumsicht. Das hört sich gut an. Eine immer enger werdende Kiesstrasse schlängelt sich den Berg hoch. Hin und wieder sind über die Strasse gefallene Bäume zersägt worden und liegen nun am Strassenrand. Ich bin in dem Fall nicht der einzige, welcher diesen Herbst hier hoch fährt. Am Ende der Strasse erwartet mich ein schöner Kiesplatz mit Sicht über die bewaldeten Hügel. Im Osten ragen die schneebedeckten Felsen des Mount Olympus gerade noch über den Horizont. Der nächste Morgen ist kalt. Das Wasser auf meinem Zeltdach ist zu Eisscheiben gefroren. Doch die Sonne erscheint am vorerst wolkenlosen Himmel und wärmt mich schnell auf. Ich geniesse die trockene Luft. Nach und nach verschwindet die Feuchte aus meinen Sachen. Auf dem Computer sehe ich mir meine Regenwaldfotos von gestern nochmals an. Ich freue mich, einige sind ganz schön geworden. Nach einem frühen Essen bestehend aus Salzkartoffeln mit Béchamel Sauce, gekochtem Blaukraut mit Apfel und einem grünen Salat mit Mandeln und Käse bereite ich mich für den Abend vor. Es gibt hier eine Feuerstelle, unter einem Baum finde ich Feuerholz und aus dem Wald komme ich mit einer kleinen Tanne zurück. Das sollte für einige Zeit reichen. Ich höre den 'Alles gesagt'-Podcast mit Ólafur Elíasson. Viereinhalb Stunden am Stück, bis er das Gespräch beenden muss, weil Freunde vor der Tür auf ihn warten.
Eine ungemütliche Nacht
Als das Feuer und der Podcast zu Ende sind und ich ins Bett gehe, beginnt der Wind über den Höhenzug zu pfeifen. Es wird richtig laut im Dachzelt. Es hält gut, doch es ächzt und knarrt. Ich kann nicht schlafen. Als es am Morgen wieder hell wird, weiss ich nicht, wie lange ich wirklich geschlafen habe. Gefühlt nicht viel, doch vermutlich bin ich immer wieder zwischendurch eingeschlafen. Nun kommt ein feiner Nieselregen dazu. Alles rund ums Auto ist nass. Auch das Zelt packe ich nass zusammen und fahre zurück auf die Hauptstrasse. Nur meine beiden Heringe bleiben wohl noch eine ganze Weile da oben im Boden. Die habe ich bei Wind und Regen vergessen.
An die Westküste
Für Morgen habe ich ein Permit am Strand von Cape Alava zu zelten. Auf dem Weg zum Startpunkt, dem Lake Ozette, fahre ich durch das kleine Küstendörfchen Clallam Bay. Im Visitor Center begrüsst mich eine Frau und lässt mich ihr Sofa nutzen. Ich aktualisiere die Wetterprognosen auf meinem Handy und lade mir genügend Podcastfolgen herunter, um den regnerischen Sonntag womöglich im Zelt zu verbringen. Kurz vor dem Eindunkeln erreiche ich den Zeltplatz am Lake Ozette. Es hat den ganzen Tag über leicht genieselt und ich verschiebe das Rucksackpacken auf morgen.
Cape Alava und mein Ausrutscher
Der Samstag beginnt trocken und gegen Mittag bin ich startbereit. Fast die ganzen fünf Kilometer bis ans Meer bestehen aus Holzstegen durch den Regenwald. Alle Bäume und Pflanzen sind noch tropfend nass. Mehrere Menschen kommen mir auf dem schmalen Weg entgegen und ziehen immer gleich die Maske über Mund und Nase, sobald sie mich sehen. Ich suche jeweils eine geeignete Stelle abseits vom Steg und lasse sie passieren. Nach dem Mittag erreiche ich den Pazifik. Die Flut ist fast auf dem höchsten Stand. Unter einem grossen Baum baue ich mein Zelt auf. Entlang dem Strand hat es noch andere Gäste, die hier übernachten. Am Nachmittag zieht sich das Wasser zurück und legt nach und nach den Meeresgrund frei. Ich ziehe meine Fischerhose an und wate ins Meer hinaus. Die Möwen sitzen nun auf den trocken gelegten Steinen und die Kanadareiher schnappen sich die Fische, welche im abgeschlossenen Tümpel gefangen sind. Ich erspähe eine Gruppe Seelöwen etwas weiter draussen und schreite in ihre Richtung. Hin und wieder ist der Boden mit Seegras bedeckt und so rutsche ich dummerweise mit meinem linken Fuss aus und verliere das Gleichgewicht. Mit einer Hand kann ich mich auf einem nahen Felsen abstützen, doch das Wasser schwappt trotzdem in meine bis zur Brust reichende Hose. Ich fühle. wie ich bis zu den Fussspitzen nass werde. Das ist ganz unglücklich, bei diesem Wetter trocknet gar nichts. Ich leere meine Schuhe aus und muss feststellen, dass auch mein Handy nass wurde. Der Podcast in meinen Ohren läuft zwar immer noch, doch die Filzhülle ist voll gesaugt. Ich pausiere die Unterhaltung für die Ohren und mache mich konzentriert auf den Rückweg. Es wird auch schon langsam dunkel. Zurück im Zelt ziehe ich die trocken verbliebenen Kleider an und begebe mich in den Schlafsack. Als ich die Uhrzeit auf meinem Mobiltelefon kontrollieren möchte, bleibt dieses schwarz. Ich nehme es zu mir in den Schlafsack, um es vielleicht etwas zu trocknen und es wird richtig heiss. Das ist wohl kein gutes Zeichen.
Wie Verluste mir die Laune verderben
Am nächsten Morgen sind meine Hose, die Socken und warmen Oberteile immer noch nass. Auch der Handybildschirm bleibt schwarz. Ich packe die nassen Kleider ein und wandere durch den Nebel zurück zum Auto, um trockene Kleider zu holen. Viele Missgeschicke sind mir zum Glück auf dieser Reise noch nicht geschehen. Doch wenn was schief läuft wie jetzt, versaut es mir die Laune. Ich werde lustlos und finde wenig Begeisterung für meine Umgebung. Ich gehe davon aus, dass mein Telefon nicht mehr zu retten ist. Das bedeutet wieder einen grösseren Geldbetrag auszugeben, um ein neues zu kaufen. Zudem habe ich seit Beginn meiner Reise alle meine Ausgaben in einer App notiert. Diese ganze Arbeit ist nun verloren. Die App eigene Backup Funktion habe ich auch nicht genutzt. Ich bin einfach zu gutgläubig und unvorsichtig in solchen Sachen. Das stört mich nun am meisten. Zudem habe ich für diesen Oktober erst zum zweiten Mal auf der Reise eine SIM-Karte gekauft, um mich auch ohne W-Lan über das Wetter zu informieren. Das funktioniert nun auch nicht mehr. Dann kommt noch die Entscheidung auf mich zu, was für ein Handy ich mir kaufen soll. Ich mag es nicht diese Entscheidung treffen zu müssen. Mir wäre es lieber mit einem langsam sterbenden Telefon in der Hand nach einem neuen Ausschau zu halten. Doch das Schlimmste ist diese Lustlosigkeit und fehlende Neugierde, welche mich überkommt. Wieder wundere ich mich, warum ich mich so aus der Bahn werfen lasse wegen eines Elektrogerätes. Doch ich ahne es jetzt schon, es wird mich erst in Ruhe lassen, wenn ich es ersetzt habe. Momentan rede ich mir ein, es sei noch zu reparieren. Mal sehen was die Smartphone Doctors in der nächsten grösseren Stadt sagen.
Zurück zum Zelt
Das beste Mittel gegen meine Reiselustlosigkeit ist Gehen. Daher gehe ich zurück zum Strand, wo noch immer mein Zelt steht. Der Abend heute ist wettertechnisch etwas schöner. Die Sonne scheint schlussendlich doch noch ein wenig unter den Wolken hervor. Ich stelle den Kanadareihern nach, bevor es um 19:00 Uhr schon wieder dunkel wird.
Duschen und Waschen
Nach zwei Nächten am Meer packe ich alle meine Sachen und gehe zurück zum Auto. Im Visitor Center in Clallam Bay frage ich nach einer Dusche und einer Möglichkeit die Kleider zu waschen. Heute hält ein Gitarre spielender Herr Wache in der Information. Er greift gleich zum Telefonhörer. Kurze Zeit später schickt er mich zum kleinen Dorfladen, da könne ich duschen und der RV Park auf dem Hügel habe öffentliche Waschmaschinen. Im Lebensmittelladen führt mich die Besitzerin durchs Geschäft und in ihre private Wohnung. Sie stellt mir ihr Badezimmer zur Verfügung. Frisch geduscht und mit gewaschenen und getrockneten Kleidern fahre ich weiter zum Mora Campground.
Rialto Beach
An der Rialto Beach mache ich bei morgendlichem Sonnenschein einen Spaziergang dem Strand entlang. Zwei Surfer vergnügen sich in den Wellen des Pazifik. Ausserhalb der Reichweite des Meeres liegt massenweise Schwemmholz am Strand. Etwas nördlich vom Parkplatz erheben sich grosse Felsformationen aus dem Wasser. In einem Felsen hat sich sogar ein Tunnel gebildet. Wenn der Campingplatz nicht in einem dichten Regenwald und etwas mehr an der Sonne liegen würde, wäre es ein schöner Platz, um länger zu bleiben. Doch was im Sommer wohltuender Schatten bedeutet, heisst im Herbst, dass meine Ausrüstung mit jedem Tag feuchter wird und sich auch tagsüber trotz Sonnenschein nicht trocken lässt.
Hoh Rain Forest
Auf dem mit Pfützen durchsetzen Weg zur Kiesbank am Hoh River hat es erstaunlich frische Autospuren. Die Spuren führen bis ins Wasser. Hier werden wohl Boote eingelassen. Ich platziere meinen Truck nebenan und baue im letzten Sonnenschein das Zelt auf. Hier könnte ich wieder einmal einen Tag verbringen. Ich werde nicht von Bäumen verschattet und stehe direkt am Fluss. Morgens um 7:00 Uhr kommt der erste Truck angefahren. Der Dieselgeruch steigt mir in die Nase und die Fischer lassen ihr Boot zu Wasser. In der nächsten Stunde kommen noch vier weitere Boote dazu. Beim Frühstück zubereiten läuft ein kleines Mäuschen über meine Vorratskammer. Schnell stelle ich die Mausefalle auf und kann zusehen, wie es den Käseköder anknabbert. Ausser Boote sehe ich im feuchten Nebel nicht viel. Doch nicht ideal, um den Tag hier zu verbringen. Ich fahre hoch zum Visitor Center am Ende der Strasse. Der Parkplatz ist schon gut besetzt. Ich spaziere auf den beiden Naturlehrpfaden durch den tropfenden Regenwald. Wieder einmal finde ich Angel Wings Pilze für mein Abendessen.
Ein Regenbogen als Motivationsspritze
Ich übernachte nochmals am gleichen Ufer, doch etwas weiter entfernt von der Bootsrampe. Nach dem frühen Abendessen höre ich ein Andreas Altmann Hörbuch und lausche gleichzeitig dem Regen auf der Windschutzscheibe. Hinter mir bildet sich ein Regenbogen. Noch selten habe ich das Farbenspiel scheinbar so nahe bei mir gesehen. Der Bogen spannt sich über den ganzen Fluss und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. So macht auch das Campen im Regen wieder Spass. Mein Tief habe ich vorerst überwunden und freue mich auf die kommenden Tage in Washington.
Mein verfrühter Black Friday
Heute ist Donnerstag der 22. Oktober. Die letzte Debatte zwischen Trump und Biden steht an. Ich entscheide mich für ein Hotelzimmer, um den Fernsehstreit live zu sehen und meine kommende Route entlang der Vulkane zu planen. Nach einer Nacht im Haus mit Dusche ersetze ich mein ertrunkenes Handy durch ein neues. Heute erscheint das neue iPhone 12 in Amerika in der Standard und der Pro Version. Mich würde aber wenn schon die Mini Version interessieren. Doch diese steht erst ab Ende November zum Kauf. Daher entscheide ich mich für die verhältnismässig günstige Variante des iPhone SE. Nun habe ich MapsMe auch wieder auf einem GPS fähigen Gerät und finde so problemlos aus der Hauptstadt Olympia. Alleine zu fahren und durch eine fremde Stadt zu navigieren ist gar nicht so einfach.
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