Val Fex und Viamala
28. September 2016Morteratsch
26. Oktober 2016Der Oktober hat begonnen und die Lärchen im Engadin fangen an sich gelb zu färben. Für mich wird es somit höchste Zeit, mit der Kamera zwischen den gelben Bäumen zu wandern und die gewaltigen Gletscher im Oberengadin zu besuchen..
Morgenstimmung
Im Büro ziehe ich meine Wanderkleider an, um mit möglichst wenig Gepäck ins Engadin zu reisen. Leider fehlt meine Wanderhose, sie trocknet noch immer Zuhause am Wäscheständer. Somit müssen meine Jeans als Wanderhosen herhalten. Ansonsten verläuft die Anreise in die
Jugendherberge Pontresina
problemlos. Ich habe ein Bett in einem 6er-Zimmer reserviert und bekomme ein Zimmer für mich alleine.
Um 7.04 Uhr möchte ich am Samstagmorgen den Zug nach Morteratsch erwischen. Das Frühstück gibt es aber erst ab 7.00 Uhr. Freundlicherweise darf ich schon etwas früher eine Schale Müäsli essen. Der Tag kann beginnen.
Die RHB fährt für mich alleine nach Morteratsch. Die Wolkenstreifen färben sich leicht rosa und ich gehe sofort vom Bahnhof den Weg hoch Richtung Gletscher. Nun beginnt auch der Biancograt zu leuchten. Ich suche mir eine geeignete Stelle, um den Bach, die Berge und eine gelbe Lärche auf einem Bild zu vereinen. Nach 15 Minuten ist der Sonnenaufgang leider auch schon wieder Geschichte. Ich wandere weiter und entdecke einen wunderbaren kleinen See. Bevor die Wolken aufziehen kann ich noch einige Fotografien machen. Bei diesen windstillen Verhältnissen entsteht auf der Wasseroberfläche ein sensationelles Spiegelbild der berühmtesten Bündner Berge. Der nächste See, der hinter den Felsen zum Vorschein kommt, ist irrsinnig hellblau und halb zugefroren. Leider verstecken sich nun aber die Berge hinter den Wolken. Am Gletscherrand angekommen bin ich immer noch alleine unterwegs. Ich übe mich in der Fotografie von Eishöhlen und schon bald erreichen weitere Wanderer das Gletschertor. Die Wolkendecke wird immer dichter, weshalb ich mich auf den Rückweg nach Morteratsch mache und auf die Ankunft von Andreas warte.
Chamanna da Boval
Zusammen gehen wir nochmals das Tal hinauf zum vormals spiegelglatten See. Der leichte Wind, welcher in der Zwischenzeit aufgekommen ist, verunmöglicht eine schöne Spiegelung. Dafür sehen wir nun auch den zweiten blauen See im Sonnenschein. Wir geniessen die Ruhe auf einem grossen Stein mit einer herrlichen Aussicht ins Hochgebirge. Um das Abendessen in der Chamanna da Boval nicht zu verpassen, machen wir uns auf den Weg Richtung SAC Hütte. In der steil abfallenden Moräne sehen wir einen Trampelpfad. Wir werweisen, ob die Route durchs Gebüsch zu jenem Pfad nicht langsamer sei als der Umweg über den offiziellen Weg, aber der Reiz, die steile Moräne zu erklimmen, ist zu gross, als dass wir uns von etwas Buschwerk abschrecken lassen. Obwohl der Weg von nahem nicht mehr gut sichtbar ist, finden wir ihn und steigen die ca. 100m hohe Moräne hoch. Oben angekommen bietet sich uns eine herrliche Aussicht über die frühere Gletscher-Ausdehnung. Um 1880 reichte das Eis noch fast bis zum heutigen Bahnhof. In der Zwischenzeit hat sich der Gletscher um zwei Kilometer zurückgezogen. Seit dem Sommer 2015 sind die beiden Gletscher Vadret Pers und Vadret Morteratsch nicht mehr verbunden. Der Vadret Pers hat sich über die Felsen zurückgezogen und einen Wasserfall hinterlassen. In der Bovalhütte angekommen freuen wir uns auf einen Sitzplatz im Warmen und das baldige Abendessen. Neben uns zweien hat es nur vier weitere Gäste, zwei Ärztinnen mit ihren Begleitern. Uns kann also nicht viel geschehen. Miteinander an einem Tisch sitzend geniessen wir in familiärer Atmosphäre das Abendessen. Nach der Pilzrahmsuppe und dem Salat verwöhnt uns das Hüttenpersonal mit Geschnetzeltem und Reis und zum Schluss gibt es auch noch ein Dessert. Unsere Möglichkeiten für eine Anschlusstour am Sonntag besprechen wir mit der Hüttenwirtin. Zwischenzeitlich haben wir den Piz Boval ins Auge gefasst, aber er erscheint uns bei diesen Verhältnissen ohne geeignete Hochtourenausrüstung doch etwas zu abenteuerlich. Wir bekommen den Tipp für eine alternative Abstiegsroute ins Tal. (Aufgrund des Wildschutzgebietes ist über die Pasculs da Boval kein markierter Wanderweg eingerichtet, obwohl es eine einfache Wanderung wäre.) Mit diesem Plan begeben wir uns in die kalte Schlafkammer, teilen die Decken unter uns auf und bauen uns damit und mit zusätzlichen Wolldecken ein gemütliches Nachtlager.
Sonnenaufgang und Gams
Am Sonntagmorgen stehe ich pünktlich um 7:00 Uhr auf der Terrasse der Hütte. Es ist fast wolkenlos, nur wenige Streifen schmücken den Himmel. Über der Diavolezza werden diese langsam leicht rot und schon bald beginnt das gleiche Schauspiel wie gestern. Der Biancograt und die anderen höchsten Spitzen beginnen zu leuchten. Ich versuche abermals dieses Naturschauspiel ins beste Licht zu rücken. Ein gutes Stück oberhalb der Hütte sehen wir die vier anderen Gäste, welche sich den Piz Morteratsch als Tagesziel gesetzt haben. Kurz vor acht kehren wir glücklich aber etwas unterkühlt in die Stube zurück und geniessen das Frühstück. Nach dieser Stärkung verabschieden wir uns vom Hüttenpersonal und begeben uns auf den Rückweg. Wir wandern ungefähr auf der Höhe der Boval Hütte Richtung Norden. Schon bald erspähen wir in der Ferne die ersten Gämsen, leider sind diese Bergbewohner sehr scheue Tiere und suchen das Weite, sobald wir näher kommen. Wir suchen ein Steinmännchen nach dem anderen, um den besten Weg zu erwischen. Als wir die alte Hirtenhütte sehen, beginnen wir den Abstieg ins Tal und finden bald den Wanderweg, welcher uns zum Aussichtspunkt Chunetta bringt. Dieser Weg von der Hütte bis nach Morteratsch zeichnet sich durch einen wundervollen Ausblick auf die umliegenden Berge aus. Wandertechnisch ist er einfach zu begehen, aber man sollte etwas Erfahrung im weglosen Gelände und im Orientieren mit Karte haben. Vor kurzer Zeit musste die Rega ausrücken, um eine Wanderin aus den Felsen zu befreien, weil sie den Abstieg verpasst hat und zu weit gewandert ist. Auf einem schönen Wanderweg durch den Wald bewegen wir uns zurück zum Bahnhof Morteratsch, von wo wir mit dem Zug unsere Heimreise antreten. Kurz nach Pontresina ziehen die ersten Schneeflocken vor den Zugfenstern vorbei und nach dem Albulatunnel sind die Bäume von einer dünnen weissen Schicht überzogen. Ich bin überglücklich, diesmal nicht auf der Wanderung vom Schnee überrascht worden zu sein und freue mich schon auf das nächste Wochenende mit richtig goldenen Lärchen und hoffentlich wieder viel Sonnenschein.
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