Beginn der Regenzeit Juni 2021
8. Juni 2022Sierra Gorda Juni 2021
29. November 2022In Minnesota starten wir unser Outdoor Jahr mit einer Kanutour auf den Boundary Waters. Es werden sechs grossartige Tage, welche mir ein ständiges Lächeln ins Gesicht zaubern.
Strecke
Tage
Übernachtung
Hyperlite Zelt
Camper
Boundary Waters Canoue Area Wilderness
Wenn wir nun schon mal in der Mitte der USA sind, ist es nicht mehr so weit bis in die Boundary Waters Canoe Area Wilderness. Diese Seenlandschaft liegt natürlich im State of 10‘000 lakes in Minnesota. Stacy wollte schon seit ihrer Schulzeit einmal einen Ausflug hierhin machen. Daher nehmen wir uns diese Woche, bevor wir zurück in den Westen fahren. Die beiden National Geographic Karten habe ich noch letztes Jahr bestellt. Aber die machen die Planung auch nicht einfacher, so viele Seen und Campingplätze, wo soll man da anfangen?
Die Vorbereitung
Die Variante zu dritt, mit Stacys Mutter, geben wir auf, da wir nicht schnell genug vorwärts kommen beim Camperausbau und daher noch einige Tage länger in Ohio bleiben. Die obligatorischen Permits machen es uns einfacher den Startort auszuwählen. Es hat nur noch wenige freie Plätze. Einer davon ist Lake One. In Ely angekommen holen wir unser Permit in der Rangerstation ab, kaufen eine Fischerlizenz und beginnen unsere Rucksäcke zu packen. Wir sind grosszügig, wir müssen sie ja nicht tragen, nur ins Boot legen. Wir haben das aufblasbare Kanu von Stacys Eltern mitgebracht. Beim Aufpumpen suchen wir die beiden Paddel vergebens. Auch im Camper sind sie nicht. Das bedeutet nichts Gutes. Vermutlich sind sie noch in der Garage in Ohio. Zur Not müssen wir mit meinem Packraft-Paddel auskommen.
Paddeln mit den Loon
Am späten Nachmittag stechen wir in See. Der Westwind hilft uns und treibt uns schnell voran. Vorbei an den letzten Häusern ins Labyrinth der Seen. Hinter einer kleinen Insel begegnen wir einer Loon. Diese grossen Enten sind Minnesota’s state bird und berühmt für ihren Ruf in der Nacht. Camping ist nur an den vorgegebenen Plätzen erlaubt. Die beiden ersten auf der Karte markierten Plätze finden wir nicht. Also noch etwas weiter paddeln, bis wir eine Feuerstelle entdecken.
Camp 1
Eine Feuerstelle, ein Plumpsklo im Wald und einige offene fast flache Stellen um das Zelt aufzubauen. Nun entdecken wir unser zweites Versäumnis. Die Zeltheringe fehlen. Sie sind nicht im Sack mit dem Zelt. Nun muss ich improvisieren. Ein Hering steckt im Boden. Vier Ecken muss ich abspannen damit das Zelt steht. Zum Glück sind die Büsche rundherum nicht weit weg und so kann ich die Schnüre daran befestigen. Wir haben einen Schlafplatz mit Sicht aufs Wasser. Über dem Feuer kochen wir unser Abendessen und über uns fliegt ein Weisskopfseeadler.
Camp 2
Während des Frühstücks beobachten wir einen Biber, wie er einige Schildkröten erschreckt und diese daher ins Wasser springen. Wir packen unser Boot randvoll und paddeln los. Heute haben wir die Angelrute ausgeworfen in der Hoffnung unser Abendessen etwas aufzubessern. Doch schon bald müssen wir uns voll aufs Paddeln konzentrieren. Der Wind nimmt zu und unser Boot bietet viel Angriffsfläche für Wind und Wellen. Wir müssen abdrehen und zurück zu einem nahe gelegenen Zeltplatz rudern. Den Lake One können wir so nicht verlassen. Auch dieser Platz ist sehr schön gelegen. Wir angeln, machen Feuer und kämpfen uns durch den Wald. Nach dem Mittagessen hören wir ein seltsames Geräusch. Als ob jemand eine Motorsäge starten möchte, sie aber nicht zum Laufen bringt. Immer und immer wieder. Motoren sind hier aber gar nicht erlaubt. Hingegen sind verschiedene Auerhahn ähnliche Vögel hier beheimatet. Wir ziehen los in die Richtung, aus der die Geräusche kommen. Da startet der Motor wieder ganz in der Nähe. Durch die vielen Zweige sehen wir den stolzen Vogel auf einem Baumstrunk. Er richtet sich auf, streckt sich zu voller Grösse und das tiefe Brummen startet, wird immer lauter und versiegt wieder. Das Weibchen ist nicht in Sicht. Er hat es wohl auch noch nicht gesehen und macht daher einige Schritte durch den Wald und beginnt seine Show von neuem. Es ist ein Ruffed Grouse.
Am Abend liege ich in der Hängematte und höre Stacy:“Elias come here. Do you have your bearspray?“ Sie hat ein Schnaufen gehört. Ich würde liebend gerne einen Schwarzbären sehen. Wobei es in diesem dichten Wald nicht so einfach ist oder nur, wenn er zu nahe ist. Wir sehen vorerst nichts. Nur die Vögel zwitschern und die Wellen plätschern ans Ufer. Doch kurze Zeit später erhalten wir trotzdem noch Besuch. Ein Biber schwimmt um unseren Fischerstein.
Mit dem Wind in den Lake Two
Wir liegen im Schlafsack und der Regen prasselt auf unser Zelt. Daher bleiben wir noch etwas länger liegen und warten auf die Sonne. Obwohl wir doch früh los wollten, um den Lake Two zu erreichen, bevor der Wind erstarkt. Ganz ruhig ist der See nicht mehr, als wir aufbrechen, aber wir kommen um die Landzunge herum und profitieren nun vom Rückenwind. Der nächste See liegt etwa sieben Meter höher, wir tragen unser Boot und die Rucksäcke in zwei Malen und können dazwischen nochmals 100 Meter paddeln. Drei Paddelgruppen kreuzen wir so. Vom letzten Pärchen erhalten wir noch Tipps zu den nächsten Zeltplätzen und Blutegel und Würmer als Angelköder.
Die Biberbucht
Auf dem offenen See bläst der Wind kräftig, daher halten wir uns am Ufer entlang und finden einen netten Zeltplatz am Ende einer Bucht. Wir befinden uns in einem Waldstück, welches vor etwa zehn Jahren abgebrannt ist. Es stehen noch viele tote kahle Birkenstämme herum und dazwischen leuchten die grünen Blätter der jungen Birken. Wir erkunden die Insel zu Fuss. Durch das dichte Unterholz kommt man fast nicht voran, so dauert es über eine Stunde, bis wir den ein Kilometer entfernten Campingplatz erreichen. Er ist leer und nicht ganz so schön wie unserer.
Die Musik des Abends
In der Dämmerung hören wir einen Plansch im Wasser. Da muss ein Biber unterwegs sein. Stacy kommt ihm im Boot ziemlich nahe. Als wir bereit sind ins Bett zu gehen, hören wir ein Loon rufen und aus einer anderen Bucht ertönt die Antwort. Dazwischen erschallt immer wieder das Schnauben und Planschen vom Biber und einige Singvögel und Frösche zwitschern in die Nacht hinein. Eine traumhafte Musik zum Einschlafen.
Camp 4 auf einer Insel
Wir wechseln nochmals unser Camp und ziehen auf eine kleine Insel um. Der Wind lässt nach und es wird heiss in der Sonne. Zudem haben nun die kleinen schwarzen Stechfliegen ein leichtes Spiel gegen uns. Wir versuchen uns weiter im Fischen, doch auch die lebenden Köder bringen keinen Erfolg. Einmal zappelt die Angel, der Köder ist weg und der Fisch auch. Einen Fisch bekomme ich auf der ganzen Tour keinen zu Gesicht. Dafür sind die Loons wieder unterwegs und über uns fliegen die Kanadagänse in Formation.
Unsere letzte Nacht am Damm
Zurück im Lake One zeigt sich dieser von seiner ruhigen Seite, fast keine Wellen und kein Wind. Mitten auf dem See taucht ein Loonpaar direkt neben uns aus dem Wasser auf. Einer dieser kurzen Glücksmomente, in denen wir ganz still sind und die grossen Enten beobachten. Wir fahren zum Ausfluss vom See und zelten nebenan. Ein wunderbarer Platz. Wieder an einer kleinen Bucht. Wir hören das Wasser rauschen und die Vögel zwitschern. Der Platz ist eben und gross genug, um unser Zelt perfekt aufzuspannen. Wir kochen unser letztes Abendessen wie immer über dem Feuer. Es gibt Kartoffelstock - leider ohne Fisch.
Zurück zum Camper
Wir paddeln 200 Meter und schon steht die erste Portage an. Der Weg folgt dem Ausfluss von Lake One in den etwas tiefer gelegenen Kawishiwi River. Noch zwei weitere Male müssen wir das Kanu und unser Gepäck tragen, bis wir wieder in unserem Ausgangssee sind. Wir nehmen es gemütlich. Es ist warm, die Sonne scheint und es ist fast windstill. Wir fotografieren eine Western Painted Turtle und dann sehen wir auch schon unsere Einboot-Stelle. Doch dazwischen bewegen sich zwei weisse Punkte. Zwei grosse weisse Punkte. Es sind Schwäne. In unserem Fieldguide sind die Tundraschwäne aufgeführt. Doch die haben einen markanten gelben Fleck am Ende des Schnabels. Es handelt sich wohl eher um zwei Trompetenschwäne. Diese sind im Sommer hier im Norden von Minnesota. Bevor wir aussteigen und unsere Tour beenden, kreuzt nochmals ein Loonpärchen unseren Weg. Das lassen wir uns nicht entgehen und rudern etwas zurück, um sie in der Sonne zu fotografieren. Sie lassen sich nicht stören und tauchen rund um unser Kanu ein und ab. Sie sind wunderschön. Weisse Punkte auf dem schwarzen Rücken, ein grün schimmernder Nacken, ein kräftiger schwarzer Schnabel und rote Augen. Es sieht aus, als ob sie jeden Moment versinken würden. Ihr Köper ist mehr im als auf dem Wasser. Wenn sie abtauchen, sieht man sie fast nicht im dunkeln Wasser, doch man kann ihren Luftblasen folgen, um ungefähr zu erahnen wo sie nach etwa 40 Sekunden wieder auftauchen. Mit dieser Begegnung des Minnesota State Birds endet unsere Kanutour. Es war ein voller Erfolg. Trotz nicht ganz idealem Boot, vergessenen Paddeln und Heringen hat es sehr viel Spass gemacht. Wir denken schon über weitere Kanutouren nach. Auf dem Weg zurück ins Dorf sehen wir auch noch einen Schwarzbären im Gebüsch verschwinden. Was für ein toller Tagesabschluss.
Wölfe und Bären in Ely
Im kleinen Dorf Ely finden wir einen sehr schönen Outdoorladen mit allem, was das Herz begehrt, und was man so braucht für einen Kanutrip. Im Obergeschoss ist der passende Buchladen dazu. Wir können leider nichts kaufen. Der Camper ist schon voll und wir müssen zuerst Ordnung schaffen. Am nächsten Morgen stehen wir um 9:00 Uhr vor dem Wolfcenter. Es wurde uns so empfohlen, denn am Morgen zur Öffnungszeit sollen sie am aktivsten sein. Neben einer sehr informativen Ausstellung, Filmvorführungen und einer Kunstaustellung sind die echten Wölfe die Hauptattraktion. Aktuell wohnen hier 3 erwachsene Wölfe im Alter von 2 - 6 Jahren und 2 Jungwölfe, welche am 6. April 2022 geboren sind. Sie werden hier von Menschen aufgezogen, damit sie ihre natürliche Scheu vor uns verlieren. Wölfe fürchten nicht nur Menschen, sie sind skeptisch gegenüber allem neuen. Wenn die Pfleger einen neuen Gegenstand ins Gehege bringen, wird dieser argwöhnisch beäugt und beschnuppert. Wir folgen einem Vortrag über Wölfe und können anschliessend mit einer kleinen Gruppe die beiden Jungwölfe besuchen. Sie werden von einem Menschen betreut und bleiben ihr Leben lang hier in diesem Center. Es macht Spass den drei erwachsenen Wölfen zuzusehen. Sie gehen umher, balgen sich oder ruhen sich aus. Der Wolf war zeitweise fast verschwunden in Minnesota und kommt nun zurück. Die Diskussionen hier sind dieselben wie in der Schweiz, es gibt viele Freunde und ebenso viele Feinde des Wolfs. Nach dem Mittag wechseln wir den Schauplatz und besuchen das Bärencenter am anderen Ende des Dorfes. Hier halten sie vier Schwarzbären und auch diese dürfen wir in einer Tour behind the fence von nahem nur getrennt durch einen Zaun sehen. Als wir aus Ely herausfahren, um einen Platz für die Nacht zu finden, sehen wir tatsächlich zwei rammelnde Schwarzbären am Strassenrand. Was für ein toller Augenblick. Darum liebe ich den Norden. Nicht für die Mücken und die Fliegen, aber für die weiten grünen Landschaften und die tollen Tiere, welche man immer wieder zu Gesicht bekommt. Wir halten an, sie sehen uns und verschwinden im Gebüsch. Es reicht gerade noch für ein Foto.