Olympic National Park Oktober 2020
13. Februar 2021Lincoln City November 2020
23. Februar 2021Die Vulkane in Washington reihen sich auf wie eine Perlenkette von Norden nach Süden. Mount Rainier versinkt schon im Schnee, doch Mount Adams lässt sich noch gut besteigen an diesem sonnigen Herbsttag.
10
Tage
- 5 bis 12°C
Temperatur
905km
Strecke
Übernachtung
6
Dachzelt
2
Biwak
2
Auto
Der Winter kommt
Den Mount Rainier habe ich noch nicht gesehen. Er ist von dichten Wolken verhüllt. Die Strasse zum Reflection Lake ist wegen Schnee geschlossen und der Parkplatz beim Visitor Center auf 1'650 m ü. M. ist eine grosse Eisfläche. Es ist beissend kalt mit dem Wind, der heute bläst. Ich fahre zurück ins Tal nach Longmire und finde auf der anderen Flussseite einen leeren Campingplatz. Er ist weder abgesperrt noch mit einem Hinweis versehen. Daher suche ich mir einen schönen Platz und bin gespannt, ob mich in den nächsten Tagen jemand von hier vertreibt.
Mount Rainier
23 km
Strecke
2117 hm
Höhenmeter
11 h
Unterwegszeit
Als riesiger kolossaler Eisberg steht er über mir. Der über 4‘000 Meter hohe Vulkan zeigt sich heute. Ich fahre wieder hoch zum Paradies-Parkplatz und schliesse mich den Massen an, um die Wanderwege rund ums Visitor Center zu erkunden. Sogar mit meinen Bergschuhen ist es immer wieder rutschig, doch einige sind mit Turnschuhen unterwegs. Diese rutschen dann auch auf dem Hintern die steilsten Wegpartien hinab. Es hat überraschend viele Skifahrer. Doch schöner Schnee zum Fahren ist nicht in Sicht. Die meisten tragen die Skis. Ich glaube auch nicht, dass es weiter oben besser aussieht. Zurück beim Auto spricht mich ein Ranger an: «Ob ich Bilder verkaufe». «Nein», ich habe ja die Begegnung an der Grenze noch nicht vergessen. Er weist mich darauf hin, das ich ein Permit benötige, um Bilder im Nationalpark zu machen und diese zu verkaufen. Da sind sie schon etwas verrückt die Amerikaner.
Die nächste Nacht schlafe ich im Auto. Zusammengekauert schlafe ich auf der Vorderbank, um am Morgen ohne Zeltabbau losfahren zu können. Doch die Strasse hoch zum Visitor Center ist gesperrt. Anscheinend muss sie zuerst gepflügt werden. Viel Schnee kann zwar in der Nacht nicht gefallen sein, doch sie wollen die Arbeit wohl ungestört verrichten können. Daher fahre ich Richtung Packwood, erfreue mich am Herbstwald und finde einen schönen Fotostandort mit Sicht auf den Mount Rainier.
Tipsoo Lake
Der Tipsoo Lake liegt am Ostrand des Nationalparks und bietet auch eine schöne Sicht auf den vereisten Gipfel. Doch leider war es die letzten Tage so kalt hier, dass der See eine dünne Eisschicht hat. Das macht eine schöne Spiegelung leider unmöglich. Ich geniesse trotzdem die Sonne auf einer Rundwanderung und die schöne Wolke am Abend. Auch am Morgen zum Sonnenaufgang stehe ich nochmals oberhalb des Sees und beobachte wie die Sonne langsam die Gletscher zum Leuchten bringt.
Cold Springs Campground
Der nächste südliche Vulkan ist der Mount Adams. An dessen Fuss liegt das kleine Dorf Trout Lake. See ist hier etwas übertrieben. Es hat heute so wenig Wasser, dass es mehr ein langsam fliessender Fluss ist. Doch man hat hier einen wunderbaren Blick auf den schneebedeckten Gipfel. Dem Ort möchte ich mich in den nächsten Tagen widmen. Heute willl ich am Berg übernachten. Ich probiere es auf einem Forstweg, welcher zu zwei kleinen Seen führt. Doch plötzlich ist die Strasse mit einer Schranke gesperrt. Über schmale Pfade quere ich zu meinem alternativen Übernachtungsplatz. Am Beginn des Weges zum Gipfel hat es einen Parkplatz und auch einige Campingplätze. Ich befinde mich auf 1‘700 m ü. M. mitten in einem abgebrannten Wald. Rund herum stehen die toten Baumstämme und am Boden wächst der frische Wald heran. Nach einer angenehmen Nacht im Dachzelt mache ich mich am frühen Morgen auf zum Lavafeld. Ein riesiger Lavastrom hat eine breite Schneise in den Wald gepflügt. Vereinzelt wachsen wieder kleine Bäume zwischen den schwarzen Steinen. Zurück im Lager treffe ich einen Wanderer. Er hat den Gipfel nicht bestiegen, meint jedoch, er sei nicht schwierig. Mich packt der Ehrgeiz und ich studiere den Wetterbericht. Morgen ist es ungünstig. Es schneit und am Berg werden Winde bis zu 100km/h vorhergesagt. Doch für übermorgen sind neun Stunden Sonne bei -4° bis -9°C angesagt. Ideal um 2‘000 Höhenmeter aufzusteigen.
Trout Lake
Zurück in Trout Lake übernachte ich auf dem kleinen Camping mitten im Dorf und komme wieder einmal in den Genuss einer Dusche. Der Abend ist leider wolkenlos, somit ist der gute Blick auf den Mount Adams nur mässig spektakulär. Am folgenden Morgen hat es zu viele Wolken, ich sehe weder den Berg noch einen Sonnenaufgang. Am Morgen fallen auch einige Regentropfen. Oben wird es nun wohl schneien. Am Nachmittag klart es auf und ich fahre wieder hoch zum Startpunkt. Der Wind lässt langsam nach, doch es wird eine kühle Nacht, knapp unter Null.
Besteigung des Mount Adams
Kurz vor 5:00 Uhr wache ich auf. Die Nachbarn im VW Bus sind schon wach und gehen gleich los. Das ist ideal so kann ich den Spuren folgen, falls irgendwo der Schnee liegen geblieben ist. Nach einem Müäsli mache auch ich mich um 5:45 Uhr auf den Weg. Trotz Vollmond nutze ich die Stirnlampe, um den Weg nicht zu verlieren. Es hat einen leichten Dunst am Himmel, doch es ist windstill. Die Sonne wird erst etwa in 90 Minuten auftauchen. Zuerst verlaufe ich mich noch auf dem Rundweg um den Mount Adams. Nach kurzer Zeit verlässt der Weg den abgebrannten Wald. In den Felsen wird es immer steiler. Der Weg ist nun mit hohen Holzpfosten markiert. Es gibt nur eine Stelle, die man nicht verpassen sollte. Eine scharfe Linkskurve, welche durch eine alte Gletschermoräne führt. Nach dieser Querung geht es weiter bergauf. Nach 800 Höhenmetern bin ich umringt von Schneefeldern. Es wird Zeit für die Steigeisen. Die beiden anderen Berggänger mit Hund sind auch hier und nehmen gleich das erste Schneefeld in Angriff. Ich nehme einige Bissen Beef Jerky zu mir. Das getrocknete gesüsste Fleisch schmeckt wunderbar am Berg. Gibt es das in der Schweiz auch? Mit den Steigeisen an den Füssen peile ich direkt den Gipfel an. Hier könnte man auch noch mit Bergschuhen weitergehen, doch dann müsste man sich einen Weg über die Geröllfelder suchen. Es ist einfacher über den sterbenden Gletscher direkt hochzusteigen.
Alles ist gefroren, doch die obersten Zentimeter sind ziemlich luftig und brechen unter meinen Füssen zusammen. So finden meine Steigeisen immer guten Halt, auch wenn es je höher ich steige je steiler wird. Nach kurzer Zeit sehe ich die beiden andern weit unter mir bei der nächsten Pause. Ich fühle mich gut und gehe langsam aber stetig bergauf. Die Sonne strahlt nun mit voller Kraft auf den weissen Schnee und wärmt mich nach jeder Windböe wieder auf. Nach 4,5 Stunden bin ich auf 3‘142 m ü. M. und mache nochmals eine kurze Pause. Die Luft wird allmählich dünner und der Berg immer steiler. Ich fühle mich wie ein Höhenbergsteiger. Die kleinen Schritte werden anstrengend. Ich muss mich zwingen noch hoch zu gehen, sonst wird mein Zick-Zack Kurs immer flacher und ich komme kaum noch vorwärts. Doch es tut gut nur mit dem Tagesrucksack und minimalster Ausrüstung unterwegs zu sein. Kein Zelt, keinen Schlafsack, kein Stativ, das auf die Schulter drückt. Um halb zwölf erreiche ich den Vorgipfel auf 3‘500 m ü. M. Ein kühler Wind bläst mir ins Gesicht. Der Untergrund wechselt. Anstelle der gleichmässigen Eisfelder stehe ich vor einer bizarren Eislandschaft. Vom Winde verwehtes Eis. Die Oberfläche hat die Form von Lagerfeuerflammen im starken Wind. Die Flammen kann man sich etwas dicker und aus gefrorenem Eis vorstellen. Mühsam zum Begehen. Unter jedem Schritt brechen die Eisskulpturen ein. Zuerst geht es ein Stück ebenaus, bevor die letzten 200 Höhenmeter anstehen. Viel Schnee hat es nicht, alles ist verblasen. Im Steilhang kann ich sogar den Zick-Zack Wanderweg erkennen. Nach 6 ¾ Stunden und einigen Verschnaufpausen auf den letzten Metern erreiche ich den Gipfel. Hier erwartet mich kein Kreuz sondern eine verfallene Hütte. Sie bietet mir etwas Windschutz um mein Mittagsbrot zu geniessen. Die Sonne scheint und ich kann rund herum die anderen Vulkane sehen. Mount Rainier, Mount St. Helens, Mount Hood, Mount Jefferson und in weiter in der Ferne sogar die Drei Schwestern.
Der schnelle Abstieg
Auf dem gleichen Weg geht es zurück. Auf dem Vorgipfel kommen mir die beiden anderen entgegen. Ich wandere den obersten steilsten Teil mit den Steigeisen an den Füssen auf direktestem Weg hinab. Nach 100 Höhenmetern ist es mir zu langsam. Die Steigeisen bremsen zu fest. Es wäre die perfekte Frühlings-Skiabfahrt im Herbst. Die obersten 3 Zentimeter sind aufgetaut. Darunter befindet sich eine feste Schicht. Ohne Steigeisen an den Füssen geht es rasant bergab. Ich muss immer wieder bremsen und anhalten, damit ich nicht zu schnell unterwegs bin. Das gelingt mir nicht immer so elegant und ich schürfe mir den rechten Ringfinger auf. Doch nach einer Stunde habe ich 800 Höhenmeter Schnee hinter mich gebracht und bin wieder zurück auf dem Wanderweg. Meine 1,7 Liter Getränk sind schon fast ausgetrunken, da entdecke ich ein kleines Rinnsal Schmelzwasser. Es tut gut dieses frische kalte Wasser zu geniessen. Der Wanderweg führt mich zurück zu meinem Truck. Den erreiche ich nach insgesamt elf Stunden und 2‘000 Höhenmetern eine Stunde vor Sonnenuntergang. Zur Belohnung gibt es einen Hamburger und dann fahre ich zurück ins Tal, um eine warme Dusche zu geniessen. Doch als ich den Campingplatz in Trout Lake erreiche, sind die Duschen geschlossen. Der Camping Host meint, die Saison sei nun beendet. Ich übernachte nach einer Katzenwäsche und mache mich am frühen Morgen auf den Weg zum Mount St. Helens.
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4 Comments
Absolut fantastische Bilder – auch die anderen Reiseberichte! Und tolle Website!
Wir sind nächsten Sommer in Seattles Norden bis Jasper/Mt. Robson
Darf ich fragen welche Fotoausrüstung Sie benutzen?
Grüße aus Potsdam, Stefan
Lieber Stefan
Vielen Dank. Ja das ist eine fantastische Gegend. Viel Vergnügen auf deiner Reise.
Ich bin mit der Nikon D810 und D850 und Objektive von 24 bis 400mm unterwegs.
Liebe Grüsse Elias
Absolut epische Bilder! Darf man fragen ob es sich eher um Anfang oder Ende Oktober handelt? 🙂
Viele Grüße aus Dortmund, Fred
Vielen lieben Dank Fred
Die Bilder entstanden Ende Oktober vom 24. bis zum 1. November.