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Skitour Silvretta

12. März 2017
Gletscherhöhle Val Roseg
Gletscher-Höhle
26. Februar 2017
Einlaufstrecke für den Ersten Abend der Skaftá entlang
Reykjavík – Eldgjá 22.7.
13. März 2017
Gletscherhöhle Val Roseg
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26. Februar 2017
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13. März 2017

Dieses Wochenende stand eine drei-Tägige Skihochtour in der Region des Piz Buin auf dem Programm, aber das Wetter von Sonnenschein bis Schneesturm durchkreuzte unsere Pläne. Trotzdem oder gerade deswegen erlebte ich ein unvergessliches Wochenende in der Chamonna Tuoi.


Zustieg Chamonna Tuoi

Diese SAC Tour startete für mich mit einem Déjà-Vu. Nach der Zug- und Postautofahrt nach Guarda wollten wir uns zuerst einen Kaffee gönnen. Das Einkehren vor der ersten, körperlichen Anstrengung verbinde ich nach wie vor mit den Senioren-SAC-Touren, bei denen ich als Kind meine Grosseltern begleiten durfte. Im Hotel wurde uns dieser Wunsch leider nicht erfüllt, doch zum Glück wurden wir im Volg fündig. Nun waren wir bereit. Der schneefreie Weg zwang uns die ersten Meter zu Fuss zu gehen. Bald schon bewegten wir uns auf der verschneiten Alpstrasse Richtung Norden. Diesem gemächlich ansteigenden Weg folgten wir vorbei an der Alp Suot. Mit der Sonne wurde es an windstillen Stellen richtig warm und die ersten Schweissperlen bildeten sich auf meiner Stirn.
Nach 2,5 Stunden Gehzeit deponierten wir unser Hochtouren- und Schlafmaterial in der Chamonna Tuoi. Ein auf den Piz Buin gerichtetes Fernrohr stand auf der Terrasse, obwohl von blossem Auge nichts spektakuläres zu erkennen war. Der Hüttenwart kannte des Rätsels Lösung. In den Ausläufern der Felswand lag eine tote Gams. Ein hungriger Adler wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und bediente sich an diesem Wild, aber er verfing sich mit seinem Flügel im Horn der Gams. Mit Hilfe aus dem Tal konnte der Hüttenwart den Adler aus seiner misslichen Lage befreien.
Wir waren noch voller Tatendrang und nahmen eine kleine Tour zur Furcletta in Angriff. Nach ca. 500 Höhenmeter Aufstieg blies uns oben auf der Passhöhe ein kühler Wind um die Ohren. Nach kurzem Genuss der Aussicht starteten wir mit der ersten Abfahrt dieser Tour. Über mässig schönen Schnee fuhren wir zurück zur Hütte. Die Bewölkung wurde immer dichter und gab uns schon mal einen Vorgeschmack auf den morgigen Tag. Für den Rest des Tages genossen wir die gut ausgebaute Hütte in der Hoffnung, unser morgiges Programm trotz des Wetters umzusetzen. Das lang ersehnte Nachtessen wurde um 18:00 Uhr serviert. Mit der sehr schmackhaften Pilzcrémesuppe füllte ich meinen Magen schon fast. Als der Kartoffelstock mit Hackbraten serviert wurde war ich eigentlich schon satt. Mit vollem Bauch und glücklich über den ersten tollen Tag legten wir uns um 21:00 Uhr ins Bett.

Vom Winde verweht

Um 6:15 Uhr klingelte mein Wecker und ich hoffte den Himmel zu sehen. Leider nein. Mit Ausnahme eines kleinen blauen Flecks gab es nur Wolken. Um gemütlich meine Sachen zu packen stand ich trotzdem auf. Um 7:00 Uhr frühstückten wir und gegen 8:00 Uhr war Abmarsch. Aufgrund des Wetterberichts entschieden wir uns den Piz Buin heute anzupacken. In einer Spur bewegten wir uns südlich am Cronsel vorbei Richtung Plan Mezdi. Mittels Spitzkehren erreichten wir die Hochebene auf ca. 2700 m ü. M. und spürten zum ersten Mal den angekündeten Wind.
Zwischen durch blinzelte die Sonne für wenige Augenblicke durch die Wolkendecke aber schon bald sahen wir nur noch weiss um uns herum. Anfänglich kam uns der Rückenwind noch gelegen und wir erreichten zügig den Gletscher La Cudera. An dessen Rand zielten wir auf eine Lücke südlich der Fuorcla dal Cunfin. Der Wind wurde immer abenteuerlicher und erinnerte schon bald an Bilder, welche ich aus Vorträgen über Touren durch das Patagonische Inlandeis kannte. Mir gefiel diese Vorstellung nun in einem kleinen Abenteuer zu stecken. Über einen teilweise über 30° steilen Hang kämpften wir uns in Entlastungsabständen den Hang hoch. Mittlerweile waren wir im angekündeten Schneesturm mit Windgeschwindigkeiten von mindestens 80km/h angekommen. Je höher wir stiegen desto stärker wurde der Föhnsturm. Durch eine plötzliche Sturm-Böe lag ich im Schnee, ohne jegliche Chance zu reagieren. Ich befreite meine Sonnenbrille vom Schnee und sah, dass auch meine KollegInnen sich nicht auf den Füssen halten konnten. Jetzt war Vorsicht geboten. Sobald der Wind ein wenig abflachte galt es möglichst weit nach oben zu kommen, aber immer sicher am Berg zu stehen, um dem nächsten Winddruck Stand zu halten. Bei diesem Sturm fühlte ich mich endgültig wie in einem Abenteuerfilm aus Hollywood.
Die Aufstiegsspur wurde schneller vom Winde verweht als ich ihr folgen konnte, und trotz grosser Anstrengung und Skistockeinsatz erwischte mich der Sturm noch einige Male auf dem falschen Fuss und zwang mich zu Boden. Unser Bergführer Patrick ging unbeirrt voraus bis zum Grat in der Hoffnung, etwas bessere Verhältnisse auf der Nordseite anzutreffen. Dem war nicht so, der Wind blies genau gleich, nur die Sicht war anscheinend noch schlechter. Für uns bedeutete das den Rückzug. Auf etwas über 3000 m ü. M. verstauten wir die Felle im Rucksack und jeder Reissverschluss, der geöffnet wurde, füllte sich sofort mit Schnee. Auf einem ähnlichen Weg wie beim Aufstieg fuhren wir zurück Richtung Chamonna Tuoi. Leider war es uns heute nicht möglich den Piz Buin zu besteigen. Aufgrund des starken Föhnsturms wurde uns auch der Zustieg zur Wiesbadnerhütte verwehrt.
Wir fragten in der Tuoihütte nochmals nach sechs Betten für eine weitere Nacht und konnten wieder ins gleiche Zimmer einziehen. Eine warme Suppe und ein leckeres Stück Kuchen half über die Enttäuschung der abgebrochenen Tour hinweg. Draussen begann es zu schneien und wir nützten den leeren Speisesaal für Seiltechnik-Ausbildung. Patrick erklärte uns die Erstellung des Flaschenzugs wie er für eine Spaltenrettung benötigt wird. In zwei Gruppen übten wir mit mehr oder weniger Erfolg einen Flaschenzug zu installieren, mit dessen Hilfe man eine Übersetzung von 1:5 erreichen kann. Nach ersten Anfangsschwierigkeiten klappte der Aufbau sogar mit verbundenen Augen. Auf der Terrasse häufte sich der Neuschnee, aber das machte uns momentan wenig Sorgen. Wir sassen im trockenen und genossen ein ausgezeichnetes Pilz Risotto. Zwischenzeitlich leuchteten einige Sterne am Himmel und ab und zu auch der Mond. Vielleicht haben wir morgen mehr Glück mit dem Wetter. Auch heute Abend legte sich die ganze Gruppe wieder früh zu Bett .

Pulverschnee

Mit dem ersten Blick am frühen Morgen aus dem Fenster war die Hoffnung auf ein schönes Sonnenaufgangsbild gestorben. Ich legte mich nochmals eine halbe Stunde ins Bett bevor ich mich wirklich aufrappeln konnte. Am Frühstückstisch wurden verschiedene Aktivitäten für den heutigen Tag besprochen. Zur Debatte stand der Hinter Jamspitz. Zwei Teilnehmern war die Lust am Skitourengehen bei schlechter Sicht vergangen und Sie begaben sich auf den vorzeitigen Heimweg. Zu viert bewegten wir uns durch den herrlich frischen Pulverschnee Richtung Nord-Ost. Vor uns flog ein Schneehuhn vorbei und hinter uns drückte von Zeit zu Zeit die Sonne ganz leicht durch die Wolken. Der kräftige Wind von gestern war noch nicht spürbar. Durch den Pulverschnee kamen wir gut voran. Auch die steilen Passagen unterhalb der Jamspitze durchstiegen wir ohne Schwierigkeiten bis etwa 60 Höhenmeter unter dem Gipfel.
Auf dem Grat angekommen war auch der Wind zurück, noch nicht so stark wie gestern, aber doch ungemütlich. Für einen Moment lichtete sich der Himmel und die Sonne machte sich bemerkbar. Wir wollten eigentlich schon die Abfahrt in Angriff nehmen, waren dann aber doch unschlüssig, ob der Gipfel nicht doch noch machbar wäre. Er wäre sicher möglich gewesen, aber wir entschieden uns, die momentanen Lichtverhältnisse für die Abfahrt zu nutzen. Das Wetter kann sich ja so schnell ändern. Der erste Hang im traumhaften Pulverschnee war für mich ein Blindflug. Ich brauchte einige Meter, um den richtigen Rhythmus zu finden. Es wurde immer besser und die Abfahrt zur Hütte wurde zum Genuss. In der Hütte gönnten wir uns wiederum ein Stück Kuchen und mit einem Blick auf den Postautofahrplan gerieten wir noch in Zeitnot. Entweder sofort mit Vollgas Richtung Guarda oder auf das Nachmittagspostauto warten. Wir entschieden uns für die schnelle Variante. Auf dem gleichen Weg wie zwei Tage zuvor fuhren und liefen wir zurück nach Guarda. Das Wetter wurde immer besser und die Sonne kam sogar noch zum Vorschein. Für mich bedeutete dies doppelter Stress, ich konnte das Tal nun endlich im Sonnen- und Schattenspiel nicht unfotografiert verlassen. Schlussendlich passte es perfekt nach 45 Minuten standen wir vor dem Postauto in Guarda.
Ein super Wochenende neigte sich somit dem Ende zu. Trotz fehlendem Gipfelerfolg und kompletter Umstellung des Tourenprogramms habe ich drei unvergessliche Tage in der Silvretta erlebt, sympathische TourengängerInnen kennen gelernt und viele interessante Anekdoten aus dem reichen Erfahrungsschatz des sehr kompetenten Bergführers Patrick Kellererfahren. Vielen Dank für diese drei Tage.

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