Ich bin gespannt, was uns morgen um 10:00 Uhr erwartet. Ich gebe uns eine 50%-Chance, dass Dimitri wie abgemacht auftaucht. Marie und Seraphin wecke ich heute Morgen mit Pink Floyd. Kurz nach 10:00 Uhr taucht Dimitri wirklich auf. Die versprochenen Frühstücksburitos sind spärlich, aber dafür sind wir ja auch nicht zum Hafen gekommen. Dort wartet Rodriguez mit seinem kleinen Motorboot auf uns. Auch er ist etwas skeptisch, denn er traut Dimitri nicht so recht, und fragt uns gleich mal, ob wir auch sein Gehalt in Bargeld bereit hätten. Als das geklärt ist, kann es richtig los gehen. Schon nach zehn Minuten bremst er ab und weist uns auf Delphine vor dem Boot hin. Dieser Teil des Versprechens hat sich also schon erfüllt. Etwas näher an der Insel wartet eine noch grössere Gruppe Delphine auf uns. Zuletzt springen sie sogar freudig aus dem Wasser und wir bekommen die ganzen Körper zu Gesicht. Weiter fahren wir zu den Seelöwen. Zwei dösen auf den Felsen, die anderen im Wasser. Auf dem Weg zum Strand auf der Rückseite der Insel treffen wir auf ein kleines Fischerboot mit zwei Personen, welche am Rudern sind. Ihr Motor ist ausgefallen. Wir schleppen sie ab, bis zu einem Bereich, wo sie Mobilfunkempfang haben. In der Bucht vor dem Strand liegt eine riesige Yacht. Am Strand, wo wir an Land gelassen werden, stehen Liegestühle und Zelte bereit. Daneben sind noch zwei weitere kleine Tourboote mit Touristen. Das Wasser ist kühl, aber voll mit Sardinen. Es müssen hier wohl Millionen von den kleinen etwa 10 Zentimeter langen Fischen sein. Wenn wir nach unten schauen, ist alles voll. Wenn wir mit der Taucherbrille schwimmen, sind die Sardinen rund um uns herum. Das freut auch die Pelikane. Sie stürzen sich hier einer nach dem anderen kopfüber ins Wasser. Für sie ist es wie ein Buffet «all you can get». Mit meinem Teleobjektiv verfolge ich die Pelikane, um sie im Sturzflug abzulichten. Nebenan erreichen Crewmitglieder der Yacht den Strand und bauen die Küche fertig auf. Kurze Zeit später trennt sich ein schickes kleines Motorboot von der Yacht und fährt auf den Strand zu. Doch kurz davor drehen sie ab und fahren zurück zum Boot. Eine Dame von der Crew kommt zu mir und bittet mich die Kamera einzupacken. Ich hätte soeben ihre Gäste vertrieben. Ich lege sie in den Rucksack, aber es ist schon zu spät. Anscheinend passiere dies öfters. Alles ist bereit für ein Mittagessen am Strand und die Leute gehen doch wieder zurück auf die Yacht. Das grosse Schiff, die Seven Seas, gehört Steven Spielberg. Ihn konnte ich aber nicht entdecken auf dem Boot. Ich weiss nicht, ob sie später zum Strand zurückkehrten, wir verliessen kurze Zeit darauf das Ufer und fuhren zurück nach Loreto. Es wird wohl sehr gemütlich sein auf dieser Yacht, aber wenn der Preis der Berühmtheit dafür ist, dass man nicht mal mehr an einem Strand ein ausgiebiges Picknick veranstalten kann, wenn sich da noch weitere Menschen befinden, dann überwiegen wohl die Nachteile einer erfolgreichen Karriere. Als ich das Küchen- und Speisezelt sah, erinnerte ich mich sofort an eine Aussage von Ilija Trojanow «Allumfassender Komfort ist der Sarg des Reisens».